
Landschaftsfotografie: Tipps für den optimalen Einstieg
Natur- und Landschaftsfotografie - der kompakte Ratgeber für Bilder in der Natur
Warum für viel Geld ins Fotostudio gehen, wenn einige der schönsten Motive einfach draußen in der Natur liegen? Natur- und Landschaftsfotografie ist eine ganz besondere Disziplin der Fotografie, die von Fotograf*innen nicht nur viel Fingerspitzengefühl bei der Komposition benötigt, sondern auch die richtige Ausrüstung und wetterfeste Kleidung.
Dieser Ratgeber verrät, worauf Fotograf*innen bei einer Fototour in die Natur achten müssen, welche Ausrüstung unverzichtbar ist und wie Landschaftsbilder zu wirklich unvergesslichen Aufnahmen werden.
Weitwinkelobjektive in der Panoramafotografie - der Blick fürs große Ganze
Der Name verrät es bereits: Weitwinkelobjektive bilden einen besonders großen Winkel ab und schaffen damit die Panoramen, die ganz klassisch mit der Landschaftsfotografie verbunden werden.
Ein Blick über einen See, auf einen Berg oder einen Wald - mit Weitwinkelobjektiven fangen Fotograf*innen die Majestät der weiten Natur ein.
Brennweiten zwischen 18-35mm eignen sich hier besonders gut, Vollformatoptiken an APS-C Sensoren müssen entsprechend umgerechnet werden.
Im Idealfall sind die Objektive aber nicht zu weitwinklig (Fisheye-Effekt) und krümmen die Linien nicht zu sehr, auch eine Vignettierung sollte der Abbildungsschärfe zuliebe vermieden werden.
Gerade bei geschlossenen Blenden entsteht eine ästhetisch ansprechende Tiefenwirkung.
Teleoptiken für Details und Makroaufnahmen
Die Natur besteht jedoch nicht nur aus der unglaublichen Weite und der Welt im Großen, sondern auch aus den kleinsten Details.
Der Marienkäfer auf der Blattspitze, die Biene beim Bestäuben oder der Tautropfen am Zweig, für all diese Motive braucht es einen anderen Blick auf die Welt.
Hier kommen Teleoptiken (100mm und aufwärts) zum Einsatz, die Fotograf*innen selbst auf Distanz dicht an die Motive holen.
Viel dichter als der gewöhnliche Blick dies erlauben würde.
Makrooptiken vergrößern sogar die kleinsten Momente und liefern aufgrund ihrer geringen Naheinstellgrenze eine ungewohnte Nähe für kleinste Motive.
Solche Ausrüstung ist recht spezialisiert, aber für besondere Momente auch lohnenswert.
Mit dem richtigen Filter - ein unersetzlicher Bonus zum Aufschrauben
Kamera und Objektiv nehmen für viele Fotograf*innen einen so prominenten Platz ein, dass kaum noch Raum für anderes Zubehör bleibt.
Und tatsächlich ist vieles Zubehör optional und macht das Leben lediglich ein wenig leichter.
In der Landschaftsfotografie gibt es jedoch zwei Filter, ohne die Fotograf*innen keinesfalls den Weg in die Natur finden sollten.
Der UV-Filter erfüllt hierbei gleich zwei Zwecke.
Durch den niedrigen Preis ist es der perfekte Filter, um das Objektiv im Alltag vor Staub und Schmutzpartikeln zu schützen, die die äußeren Glaselemente zerkratzen könnten.
Doch der UV-Filter blockiert eben auch ultraviolettes Licht und verhindert somit chromatische Unschärfen und Farbstiche im Bild.
Das ist in Innenräumen und unter kontrollierten Bedingungen kein Problem, doch unter freiem Himmel und mit viel Sonneneinstrahlung ist der Anteil ultravioletter Strahlung unkontrollierbar hoch.
Polfilter sind für alle Fotograf*innen eine lohnenswerte Investition, vor allem aber in der Street Photography und der Landschaftsfotografie.
Ein Polfilter lässt sich am Objektiv drehen, etwa wie ein variabler ND-Filter.
Durch das Drehen des zirkularen Polarisationsfilters haben Fotograf*innen volle Kontrolle über die Reflexionen im Bild.
Im urbanen Raum ermöglicht dies besseres Ablichten von Glas und Metall, in der Landschaftsfotografie kann so die Spiegelung auf Wasseroberflächen besser justiert werden.
Doch die Polarisation kann auch die Farben der Natur kräftiger leuchten lassen und schafft wirklich einzigartige Abbildungen von Himmel, Blattgrün oder Sandstränden.
Nachtfotos - Landschaftsfotografie jenseits des Sonnenuntergangs
Bei Nacht können Fotograf*innen ganz besonders spektakuläre Aufnahmen erzielen.
Von Langzeitbelichtungen des Sternenhimmels bis hin zu Panoramas und Tieraufnahmen, in denen der Mond die einzige Lichtquelle ist.
Doch solche Nachtaufnahmen stellen in der Landschaftsfotografie auch Herausforderungen dar, die es so am Tag oder im Studio nicht gibt. Fotograf*innen müssen hier schließlich mit dem spärlich verfügbaren Licht arbeiten.
Dies funktioniert über drei Stellräder, die alle ihre Vor- und Nachteile haben:
Die Blende - die Blende des Objektives zu öffnen, ist eine dieser Methoden.
Hierdurch fällt mehr Licht auf Sensor (oder Fotofilm) und das Bild wird automatisch heller.
Die knappere Schärfentiefe ist aber nicht nur beim Fokussieren ein Problem, sondern kann in der Naturfotografie auch oft ungewünscht sein, wenn mehr Bildbereich im Fokus liegen soll.
Die Belichtungszeit - die Belichtungszeit gibt die Zeit an, in der der Sensor belichtet wird.
Je länger diese Zeit ist, desto mehr Licht fällt ein und desto heller wird das Bild.
Beim Fotografieren aus der Hand sollte 1/Belichtungszeit ungefähr das Doppelte der Brennweite betragen, um wackelfreie Bilder zu erlauben (Beispiel: 25mm - 1/50s Belichtungszeit).
Von einem guten Stativ aus lässt sich die Belichtungszeit quasi beliebig verlängern, doch Bewegungen verwischen mit längerer Belichtungszeit. Wogende Zweige, fließende Gewässer und selbst der Sternenhimmel verlieren so mit der Zeit ihre Schärfe.
ISO - bei der ISO-Zahl sollten Fotograf*innen ohnehin vorsichtig sein und die Native ISO der Kamera nur mit Vorsicht überschreiten.
Dieser Wert erlaubt das rauschfreieste Bild und variiert von Kamera zu Kamera, besonders gut schneidet etwa die Sony Alpha 7s-Serie ab.
Fazit: Je dunkler die Nacht, desto mehr müssen Fotograf*innen kompensieren lernen.
Das funktioniert am besten über das Zusammenspiel der drei obigen Werte.
Wer auf Nachtaufnahmen viel Wert legt, sollte auf jeden Fall in eine lichtstarke Vollformatkamera und schnelle Optiken (mit Blendenwerten unter f2.0) investieren.
Das beste Zubehör, um die Landschaft zu fotografieren
Unverzichtbar für Landschaftsaufnahmen ist eine Kameratasche.
Die Kameratasche sollte dabei einige Features aufweisen, die auch bei widrigen Witterungsbedingungen Kamera und Objektive schützen. Ein wasserfester Rucksack (mit optionalem Regenüberzug) ist hier am besten geeignet.
Anders als eine Umhängetasche erlaubt ein Rucksack eine bessere Gewichtsverteilung auf dem Weg zum Motiv.
Und der gehört in der Landschaftsfotografie zu den Herausforderungen, die Fotograf*innen schnell in den Beinen spüren.
Zudem sollte der Rucksack über verschiedene Compartments und Eingriffe einen schnellen Zugriff zum Equipment ermöglichen.
Im Idealfall finden auch noch Laptop oder Tablet Platz, um Bilder schnell überspielen zu können.
Ein Stativ hilft ebenfalls dabei, lange Wartezeiten mit dem perfekten Blick aufs Motiv zu überbrücken.
Das richtige Stativ sollte hierfür besonders leicht sein, aber viel Gewicht tragen können (besonders große Zoomoptiken können schwer sein).
Ein Ball-Head ermöglicht feines Nachjustieren und ein Stativ aus Carbon besitzt die gewünschte Tragkraft bei niedrigem Eigengewicht.
Landschaftsfotografie und Komposition - die Natur in Szene setzen lernen
Natürlich gelten auch für die Natur- und Landschaftsfotografie die klassischen Regeln der Komposition, mit denen Fotograf*innen spielen können.
Gerade für Einsteiger*innen lohnt sich das Experimentieren mit Kompositionen wie der Symmetrie oder dem goldenen Schnitt bzw. der Drittelregel, um den Instinkt für die Bildgestaltung zu schulen.
Symmetrie schafft eine Balance entlang einer vertikalen oder horizontalen Achse.
Das bedeutet nicht zwangsläufig Spiegelgleichheit, jedoch ein ausgewogenes Bildverhältnis.
Der Himmel in der oberen Bildhälfte, der Wald in der unteren Bildhälfte.
Schon wirkt das Bild ausgewogen.
Auch große Motive wie Berge können etwa zentriert werden, um ihre Erhabenheit über den Einsatz von Symmetrie zu unterstreichen.
Die Drittelregel bricht mit der Aufteilung in zwei gleich große Bildhälften, schafft eine natürliche Spannung und zieht den Blick auf das gewünschte Motiv.
Als visuelle Orientierung lassen sich auf dem Bildschirm von Kameras Kompositionshilfen zuschalten, welche die Linien einfach wiedergeben.
Durch die Rule of Thirds können Fotograf*innen einem Bildteil mehr optisches Gewicht geben und so Himmel, Sandstrand oder Bergeshöhen in den Vordergrund rücken.
Perspektiven und Linien gibt es nicht nur in der Street Photography, sondern auch in der freien Wildbahn.
Ob das der Horizont selbst ist, die Wipfel des Waldes, eine Klippe oder ein Baumstamm, Linien finden sich immer und überall und das menschliche Auge folgt ihnen.
Es lohnt sich also, einen kurzen Blick auf die Linien in der Landschaft zu werfen und genau darauf zu achten, in welche Richtung diese Linien führen und an welchen Punkten sie sich schneiden.
Alles eine Frage der Zeit - Sonnenauf- und Sonnenuntergang
Alle Tipps zur Komposition und selbst die beste Ausrüstung sind jedoch in der Natur- und Landschaftsfotografie nur ein Teil des Bildes.
Denn viel hat die Natur selbst in der Hand.
Fotografie bedeutet Zeichnen mit Licht und dieses Licht kontrolliert im Feld immer noch die Sonne selbst.
Dies bedeutet auch, dass es Zeiten gibt, in denen die Natur besonders elegant zur Geltung kommt.
Wann genau das ist, das ist von Motiv zu Motiv unterschiedlich und auch die Wetterlage ist ein Faktor.
Ein dramatisch stürmischer Himmel kann auch zur Mittagsstunde prägnant wirken, doch prädestiniert für tolle Naturaufnahmen sind die besonders frühen und späten Stunden des Tages.
Vor Sonnenauf- und nach Sonnenuntergang bietet die Magic Hour durch ihr blaues Licht eine natürlich weiche Dämmerung und die Welt wirkt magisch unberührt.
Auch die Zeichnung des Himmels mit ihrem natürlichen Farbverlauf schafft hier spektakuläre Bilder.
Die auf- und untergehende Sonne kreieren gleich den zweiten magischen Zeitpunkt, in der goldenen Stunde ist das Licht warm und die Schatten lang.
Die tief stehende Sonne schafft ein malerisches Licht und hüllt die Welt in einen goldenen Vorhang.
Für das menschliche Auge reizvolle Momente wie einen Sonnenuntergang zu fotografieren und die Magie dieses Augenblicks einzufangen, ist dabei gar nicht so leicht.
Die richtige Perspektive und ein Blick für die Detailtiefe zwischen untergehender Sonne, etwaigen Reflexionen und tiefen Schatten verleihen solchen Bildern ihre farbige Plastizität.
Keine Scheu vor der Natur - Landschaftsfotografie Techniken einfach erproben
Landschafts- und Naturfotografie bieten für Fotograf*innen unendlich viele Möglichkeiten.
Berge, Wälder, Strände, Höhlen, Wiesen, Vögel, Stürme - die Natur ist voller Facetten und kein Panorama gleicht dem Anderen.
Und dies alles kostet nicht mehr als ein wenig Geduld und einen Ausflug in die Natur.
In der Landschaftsfotografie entsteht dabei ein ganz natürliches Spannungsfeld zwischen der Natur, die in ständigem Fluss ist und sich mit jedem Windhauch und jeder Jahreszeit verändert, neu koloriert und regeneriert und dem Foto, das einen einzigen Moment für die Ewigkeit bannt.
Dieses Spiel zwischen Ewigkeit und Vergänglichkeit erfordert die passende Ausrüstung und ein geübtes Auge.
Denn weder Marienkäfer noch Stürme sind geneigt, ihre Posen zu wiederholen.
Das soll aber keinen Druck erzeugen, in der Natur ist jeder Moment es wert, festgehalten zu werden.