Streetfotografie - Tipps & Tricks für optimale Streetfotos
Es gibt viele unterschiedliche Spezialisierungen innerhalb der Fotografie.
Manche Fotograf*innen lieben Portraits, andere ziehen Landschaftsaufnahmen vor.
Und dann wäre da natürlich noch die urbane Version der Landschaftsaufnahme: die Streetfotografie.
Interessant ist die Streetfotografie nicht nur für all jene Menschen, die in größeren Städten zuhause sind, sondern auch für Liebhaber*innen städtischer und industrieller Romantik, starker Strukturen und leuchtender Momente.
Worauf es hierbei ankommt, wie die Bilder am besten nachbearbeitet werden und wie das Fotografieren im öffentlichen Raum rechtlich geregelt ist, verrät dieser Überblick.
Eine kurze Definition - was ist Streetfotografie?
Die Streetfotografie (ganz banal abgeleitet vom Englischen street photography) bezeichnet einen Stil der Fotografie, bei dem im öffentlichen Raum Fotos aufgenommen werden.
Es müssen also nicht unbedingt die namensgebenden Straßen sein.
Auch Architektur, Tunnel, Unterführungen, Plätze, etc. werden hier zum Motiv.
Interessant ist das gleich aus mehreren Gründen, denn Street Photography ist eine Art modernes Storytelling.
Es geht um das Einfangen besonderer Momente, an denen Menschen sonst einfach vorbeilaufen.
Es geht um die kleinen Geschichten, die die Umgebung ganz mühelos und nebenbei erzählt und natürlich auch um das alltägliche Leben.
Dieser Kontrast macht Street Photography so spannend - das Besondere im Gewöhnlichen.
Auch bei der Bildkomposition bietet Streetfotografie ganz besondere Möglichkeiten, denn klare Kanten und starke Linien machen es leicht, Perspektiven zu inszenieren.
Aus praktischer Sicht ist das Fotografieren in der Öffentlichkeit ebenfalls sehr einfach, das sollten vor allem Fotograf*innen, die noch üben, zu schätzen wissen.
Denn auf Lichter oder Models ist hier niemand angewiesen, es braucht lediglich eine Kamera und ein Paar bequemer Schuhe.
Diese Besonderheiten warten auf der Straße und in der Stadt
Viele Genres der Fotografie fokussieren sich auf den Menschen als Motiv.
Der Mensch steht im Mittelpunkt und wird als Charakter und Zentrum des Bildes inszeniert, das Bild richtet sich um den Menschen herum ein.
Dieser Fokus ist einer der Gründe für den Einsatz von Teleoptiken mit (recht) offener Blende für Portraitaufnahmen.
Bei der Streetfotografie hingegen steht die gesamte Komposition im Vordergrund, das Bild ist eine Einheit und wird als Gesamtes komponiert.
Das macht die Street Photography besonders in punkto Komposition höchst lehrreich.
Es lässt sich also bestens mit der Kameraeinstellung experimentieren.
Regeln der Bildkomposition können zudem an fixen Motiven geübt werden, so lässt sich ein guter Blick für Bildgestaltung entwickeln.
Back to basics - so wenig Fotoausrüstung braucht es tatsächlich
Ein weiter Vorteil der Streetfotografie (vor allem für Einsteiger*innen) sind die geringen Einstiegshürden.
Gerade schnelle Portraitoptiken sind besonders teuer, aber das braucht es hier nicht.
Im öffentlichen Raum gibt es (tagsüber) mehr als genug Licht.
Selbst eine günstige Kit-Optik produziert mehr als elegante Bilder.
Wer für die Street Photography wirklich aufrüsten will, sollte in ein Weitwinkelobjektiv mit knackiger Schärfe (vor allem an den Bildrändern) investieren.
Bei Vollformatkameras ist eine Weitwinkeloptik mit 24-35mm empfehlenswert, für APS-C-Sensoren sollte entsprechend etwas kompensiert werden (17-24mm).
Wie in anderen Fotografiebereichen auch sind Festbrennweiten als Objektiv schärfer und lichtstärker, aber weniger flexibel.
Ein ganz großartiges Extra für Streetfotograf*innen ist ein variabler Polfilter für das Kameraobjektiv.
Dieser kann gedreht werden, um ungewünschte Reflexionen auszuschalten.
Perfekt, um auch spektakuläre Glasfassaden entsprechend abzubilden und Farben zum Leuchten zu bringen.
Mehr Freiheit in der Nachbearbeitung
In Capture One bieten sich für alle Streetfotograf*innen mehr Freiheiten, denn hier darf recht frei künstlerisch gearbeitet werden.
"Unnatürliche" Filter, überzogene Kontraste, hyperreal leuchtende Farben - in der Streetfotografie ist das alles kein Problem.
Schließlich geht es hier um das Bild und die Geschichte, die es erzählen soll.
Gerade die Strukturen in Beton, Mauerwerk, Moos oder Kopfsteinpflaster lassen sich durch starke Kontrasterhöhung bestens zum Vorschein bringen.
Was in Portraits unschöne Fältchen verursachen würde, ist hier in der Fotobearbeitung genau das richtige Mittel, um die Bilder wirklich plastisch zu machen.
Mehr Kontrast, mehr Sättigung oder aber eine starke Stilisierung durch monochromatisches Bearbeiten machen Streetfotografie zu einer speziellen Herausforderung in der Nachbearbeitung mit viel künstlerischer Freiheit.
Straßen ohne Farbe - warum Schwarz-Weiß-Fotografie und Streetfotografie so gut einher gehen
Schwarz-Weiß-Fotografie ist die historische Grundlage für unsere moderne Fotografie.
Ein Bild ohne Farben erzählt allein durch die Wahl dieses Stils eine Geschichte, die in der Geschichte verankert ist.
Fotografie bedeutet Zeichnen in Licht und ohne Farben sind Lichtwerte das Einzige, das das Bild überhaupt erst erzeugen kann.
Die meisten Kameras besitzen einen Bildmodus für die Schwarz-Weiß-Aufnahme, doch natürlich lässt sich dieser Look auch in der Nachbearbeitung erzeugen.
Letzteres erlaubt mehr Kontrolle, doch für alle Neugierigen ist das Schwarz-Weiß-Bildprofil einen Blick wert.
In der Analogfotografie waren Fotograf*innen schließlich auch an die Wahl des Fotofilms gebunden.
Bei der gleichzeitigen Aufnahme in jpg und RAW kann das Bild übrigens im Schwarz-Weiß-Modus aufgenommen werden, das RAW steht aber ebenfalls zur Verfügung.
Dies ist durchaus empfehlenswert, denn mit Farbkontrasten sind Helligkeitswerte für das menschliche Auge oft gar nicht so leicht zu beurteilen.
Monochromatische Fotos erlauben zudem ein ausgefeiltes Spiel mit dem Kontrast und den Fokus auf das Spiel zwischen Licht und Schatten.
Tipp
Nicht immer ist ein starker Kontrast die richtige Wahl.
Angehobene (milchige) Schatten und sanfte Highlights können einen weichen Retro-Look erzeugen.
Nicht das passende für jedes Streetfoto, aber oftmals eine willkommene Abwechslung und angelehnt an das fotochemische Ausbleichen analoger Bilder.
Foto für Foto ein bisschen besser
Wie bereits erwähnt eignet sich Streetfotografie bestens für Einsteiger*innen, die auch ohne teure Ausrüstung spontan Fotos machen möchten.
Doch wie werden Streetfotograf*innen eigentlich besser?
Wichtig ist hier das Ausprobieren. Vor allem beim Spiel mit der Perspektive sind die Möglichkeiten fast unbegrenzt.
Wer also noch kein geschultes Auge für Perspektiven entwickelt hat, sollte einfach etwas mit der Kameraposition spielen:
eine hohe oder tiefe Blickrichtung, ein Dutch Angle (schräge Kameraperspektive), es gibt viele ungewöhnliche Gestaltungsmöglichkeiten, die ideal sind für die Streetfotografie.
Dutch Angle
Die Bildkomposition ist eine Komponente der Bildgestaltung, eine weitere ist das Storytelling dahinter.
Die Streetfotografie erlaubt es, dem Alltäglichen Geschichten zu entnehmen, doch das ist gar nicht so einfach.
Übung ist auch hier das Geheimnis.
Mit offenen Augen und neugierigem Blick durch die Welt gehen und Ausschau halten nach dem, was andere Menschen übersehen.
Einfache Spaziergänge durch neue Nachbarschaften oder auch der tägliche Weg zur Arbeit offerieren großartige Möglichkeiten, etwas zu entdecken.
Jeder Schritt ist eine Chance, nicht aufs Smartphone, sondern in die kleinsten Nischen der Umgebung zu blicken.
Eine Frage der Einstellung(en) - die technischen Fotografie Tipps
Bei der Street Photography geht es vor allem um Klarheit, also eine hohe Schärfentiefe.
Die Blende sollte dabei möglichst geschlossen, aber nicht ganz geschlossen sein.
Die meisten Objektive haben ihren Sweetspot (den Punkt mit der besten Abbildungsleistung) bei leicht geschlossener Blende.
Die Belichtungszeit kann für die meisten Motive auf der Straße recht knapp gewählt werden (1/250 s und schneller), um Momente wirklich einzufrieren.
Selbst der Flügelschlag einer Taube verliert sich so in seiner Zeitlichkeit.
Nachts hingegen kann eine ungewöhnlich lange Belichtungszeit gewählt werden, um etwa die Lichter vorbeifahrender Autos zu verwischen und eine korrekte Belichtung zu gewährleisten.
Allerdings ist hierfür ein Stativ erforderlich.
Bei der ISO-Zahl sollte schlichtweg der Native-ISO-Wert der Kamera gewählt werden, um ein möglichst klares Foto zu gewährleisten.
Wie viel Spielraum darüber liegt, bevor das Bildrauschen die Abbildungsqualität stört, unterscheidet sich von Kamera zu Kamera.
Viele Fotograf*innen knipsen lieber im manuellen Modus, weil dies mehr Gestaltungsfreiheit erlaubt - die Vollautomatik hingegen macht spontanere Schnappschüsse möglich.
Beides hat seine Vor- und Nachteile.
Unsere Kamera Empfehlungen
Die neue EOS R6 Mark II ist die bisher schnellste spiegellose Vollformatkamera von Canon mit kontinuierlicher Autofokusnachführung. Sie macht Reihenaufnahmen mit bis zu 40 Bildern pro Sekunde, dreht 6K RAW / 4K UHD-Videos und bietet einen überragenden Low-Light-AF. Als aktuelles Modell der EOS R Reihe nutzt die EOS R6 Mark II die leistungsstarke Basis des RF Bajonetts noch besser und übertrifft damit das hohe Leistungsniveau des Vorgängermodells.
Der Fotograf Piotr Małecki zeigt im folgenden Video sehr eindrucksvoll, wie er mit dem Thema Streetfotografie umgeht. Was kann er über seine Stadt mit nur 4 Bildern erzählen? Sehen Sie selbst.
- Zum Canon EOS R6 Mark II Gehäuse
Die neue Fujifilm X100VI besitzt ein fest verbautes 23mm Objektiv (35mm äquivalent) mit einer Lichtstärke von F2. Neben dem neuen 40,2 Megapixel X-Trans™ CMOS 5 HR Sensor kann uns vor allem das wetterfeste und extrem ansprechende vintage Design der Kamera überzeugen. Nicht zu vergessen sind die Wahlrad-basierten Bedienelemente.
Die Fujifilm X100VI in schwarz und silber wurde brandneu vorgestellt und ist laut Hersteller voraussichtlich bereits ab dem 28. Februar 2024 lieferbar.
- Zur Fujifilm X100VI in schwarz
- Zur Fujifilm X100VI in silber
Die Sony Alpha 7 III ist eine absolut vielseitige spiegellose Kamera, die sich perfekt für die Streetfotografie eignet. Sie bietet einen rückwärtig belichteten CMOS-Vollformatsensor und andere Innovationen im Bildgebungsbereich, eine hohe Reaktionsgeschwindigkeit, eine einfache Bedienung und eine zuverlässige Haltbarkeit.
Rechtliches: Das gilt es zu beachten
Wann immer Menschen Teil eines Bildes sind, müssen Fotograf*innen auch deren Persönlichkeitsrechte und das Recht am eigenen Bild respektieren.
Sind Menschen deutlich zu sehen und Fokus des Bildes, ist zwingend eine Erlaubnis erforderlich - und das am besten schriftlich.
Hier in Mitteleuropa werden viele Menschen bereits ungern fotografiert, in anderen Kulturkreisen ist das Ablichten von Menschen ohne deren expliziten Wunsch ein absolutes No-Go.
Streetfotograf*innen sollten entsprechend sensibel mit den Wünschen potenzieller Motive umgehen.
Fotos einer Menschenmenge auf größere Distanz sind hingegen kein Problem - etwa bei der Aufnahme einer Promenade am Ufer oder einer Einkaufsstraße.
Rechtlich unproblematisch ist es ebenfalls, den öffentlichen Raum zu fotografieren.
Auf privatem Grund haben die Eigentümer*innen aber das Hausrecht und müssen die Aufnahmen erlauben, das gilt etwa auch für die Bahnhöfe der Deutschen Bahn oder viele Shopping Malls.
Selbst wenn die Aufnahmen nicht (kommerziell) veröffentlicht werden, gilt hier das Hausrecht.
Je größer die Kamera ist, desto empfindlicher reagieren Sicherheitsdienste oft.
Bitte beachten Sie, dass wir keine Rechtsberatung anbieten und unsere Antworten nicht als rechtliche Empfehlungen ausgelegt werden sollten.
Die besten Bilder liefert der Alltag
Fotografie bedeutet immer, einen Moment aus Zeit und Raum nehmen und ihn für immer auf Film oder in Pixel bannen.
Das Spannende an der Streetfotografie ist die Möglichkeit, dies auch einfach ungeplant im Alltag und ohne die Hilfe Anderer zu tun.
Urbane Räume, Innenstädte in den frühen Morgenstunden, Brücken in der Nacht oder verregnete Parkbänke, all diese Plätze erzählen ihre eigenen Geschichten.
Und es obliegt dem richtigen Foto, diesen Geschichten ein Medium zu geben.