
Astrofotografie: die besten Tipps & Tricks für Nachtfotos
Die besten Tipps zur Nachtfotografie - vom Sternenhimmel zur Glitzermetropole
Um Fotografie zu meistern, ist es essentiell, mit Licht spielen zu können. Doch was tun Fotograf*innen dann, wenn sie nachts fotografieren möchten? Dieser Ratgeber widmet sich den besten Nachtfotografie Tipps, um auch nach Sonnenuntergang bestechende Fotos ablichten zu können. Denn Nachtfotografie und Astrofotografie bieten spektakuläre Möglichkeiten, Natur und urbane Umgebungen festzuhalten und Licht und Dunkelheit für atemberaubende Kontraste einzusetzen. Dabei kommt es nicht nur auf die richtigen Nachtfotografie Einstellungen an, sondern auch auf Ausrüstung, Bildbearbeitung und natürlich ein geschultes Auge. So wird auch die Nacht fotografisch zum Tag.
Nachtfotografie - Tipps und Tricks
Nachts sind keineswegs alle Motive grau, im Gegenteil. Gerade Nächte brillieren mit einem bunten Lichtermeer aus verschiedensten Farben, das malerische Bokehs erzeugen kann und selbst geschäftige Städte märchenhaft zum Funkeln bringt. Und dann sind da natürlich noch Himmel, Mond und Sterne...
Die besten Motive für die Nachtfotografie
Fotografieren in der Nacht setzt voraus, dass Fotograf*innen zunächst einmal das passende Motiv finden. Grundsätzlich lässt sich nachts alles gut fotografieren, das unbewegt bleibt. Denn selbst ein fein ausgearbeitetes Belichtungsdreieck wird in der Nacht eine höhere Belichtungszeit benötigen. Wackelfreie Bilder sind dann nicht nur eine Frage eines ruhigen Händchens, sondern auch eines ruhigen Motivs. Porträts sind also eher schwierig, Streetfotografie hingegen oder das Fotografieren von Himmelskörpern problemlos möglich. Blätter und Gewässer erzeugen meist eher unerwünschte Effekte, weil sie in längerer Belichtungszeit verwischen. Bei vorbei rauschendem Verkehr kann dies hingegen als gewollter Effekt eingesetzt werden, Fotograf*innen sollten hier lediglich mit verschiedenen Belichtungszeiten experimentieren. Natürlich lohnt sich nachts auch der Blick in den Himmel, denn Sterne, Planeten und der Mond sind reizvolle Motive - die passende Teleoptiken vorausgesetzt. Die Motivsuche profitiert hier von einem abgelegenen Örtchen. Denn Städte bieten tolle urbane Motive für die Nachtfotografie, doch die Lichtverschmutzung erschwert den Blick in den Himmel. Die einzigartigsten Bilder von Sternen, Nordlicht oder dem milchigen Nebel unserer Galaxie erhalten Fotograf*innen vor allem dort, wo sie in zivilisatorischer Abgeschiedenheit in den Himmel schauen können. Neben der Lichtverschmutzung ist auch die Luftverschmutzung bei der Astrofotografie ein Faktor. Dass die Sterne so malerisch funkeln, ist nämlich ein Effekt der unsauberen Luft über unseren Städten. Für konsistente Fotos ist daher idyllische Abgeschiedenheit perfekt.
Die perfekte Nachtfoto Ausrüstung - Kamera und Objektiv
Bei der Wahl der richtigen Kamera besitzen unterschiedliche Modelle unterschiedliche Vorteile. Eine wirklich perfekte Wahl gibt es nicht, auch ältere DSLRs sind problemlos für die Nacht- und Astrofotografie geeignet. Vollformatkameras wie die Sony Alpha 7 IV besitzen den Vorteil, dass sie aufgrund des größeren Sensors mehr Raum abbilden können und meist rauschfreier fotografieren. Besonders in den dunklen Bildbereichen, und davon gibt es in der Nachtfotografie viele, macht sich das bemerkbar. Die knappere Schärfentiefe hingegen, ein weiterer Vorteil vom Vollformat, ist hier nicht von Belang. APS-C-Kameras besitzen aufgrund des kleineren Sensors einen Crop-Faktor, der führt mit Vollformatoptiken zu einer Brennweitenverlängerung - so etwa der Fall bei der Sony Alpha 6700. Ein Beispiel: Mit einem Crop-Faktor von 1,5 würde ein 100mm-Objektiv einer Brennweite von 150mm entsprechen. Gerade bei Fotos von weit entfernten Objekten wie dem Mond kann dies durchaus ein Vorteil sein. Panoramen mit Weitwinkelobjektiven lassen sich auch mit speziellen an APS-C-Optiken erzeugen. Vollformatkameras würden für eine Brennweitenverlängerung einen Adapter nutzen müssen, der Licht schluckt. Ein echter Bonus sind Kameras mit Dual Native ISO (wie die Sony A7s-Serie). Ein höherer Basis-ISO-Wert (bei der Alpha 7S III 12.800) schafft Spielraum für kürzere Belichtungszeiten bei höherer Lichtempfindlichkeit des Sensors. Dies ermöglicht in vielen Szenarien auch Nachtfotografie aus der Hand. Solange die Kamera allerdings Einstellmöglichkeiten für Belichtungszeit, ISO und Blende hat, ist sie für die Nachtfotografie bestens geeignet. Ein externer Auslöser oder ein Timer sind zudem wünschenswert, denn sie gehören für die Nachtfotografie zur essentiellen Ausrüstung.
Bildstabilisierung - modernere Kameras sind hier im Vorteil
Während selbst ältere DSLRs problemlos für die Nachtfotografie eingesetzt werden können, besitzen diese doch einen Nachteil gegenüber neueren Modellen: die Bildstabilisierung. Das Akronym IBIS (In Body Image Stabilisation) steht für die verbaute Stabilisierung, die vor allem mit elektronischen Optiken erstaunliche Ergebnisse liefert. Kleinere Wackler (etwa durch manuelles Betätigen des Auslösers oder einen Schritt neben dem Stativ) können so kompensiert werden. Zumal IBIS auch für Portraits, Sportaufnahmen oder zum Filmen mit der Systemkamera extrem nützlich ist.
Zubehör für Astro- und Nachtfotografie - vom Stativ zu den Sternen
Längere Belichtungszeiten oder Wartezeiten für die perfekte Wetterlage erfordern ein robustes Stativ. Es sollte sich hierbei unbedingt um ein Dreibein mit Videoschwenkkopf handeln, um die Kamera nicht nur robust und sicher, sondern auch entsprechend fein zu justieren. Ein Fluid Head ist dabei entscheidend, denn mit hohen Telebrennweiten sind minimale Änderungen notwendig, um das Motiv wirklich perfekt in Szene setzen zu können. Wer im Gelände fotografiert, sollte zudem auf entsprechende Standfüße acht geben. Auch Karbon ist hier eine Investition wert, da es besonders leicht und robust ist. Ein Fernauslöser ist in der Nachtfotografie nützlich, da die Kamera so nicht berührt werden muss. Bereits das Betätigen des Auslösers kann bei längeren Belichtungszeiten ein Bild genug verwackeln, so dass die gewünschte knackige Schärfe dahin ist. Fernauslöser sind für ältere Kameras oft kabelgebundenen, moderne Systemkameras bieten auch Kontrolle-Apps fürs Handy (wie Sonys Monitor & Ctrl). Doch Obacht, dies leert nicht nur rasant den Akku des Smartphones, sondern reduziert auch die Akkulaufzeit der Kamera. Und weil Lithium-Ionen-Akkus sich bei kälteren Temperaturen ohnehin schneller entladen, gehören unbedingt auch einige Ersatzakkus in die Kameratasche. Auch eine Powerbank (oder V-Mount-Batterie) mit Power Delivery über USB-C ist hier bestens geeignet, sofern die Kamera dies zulässt.
Das Belichtungsdreieck für die Nachtfotografie richtig meistern
Das Belichtunsgdreieck ist das Zusammenspiel der Faktoren ISO, Blende und Belichtungszeit. Gerade in der Nachtfotografie erlaubt dies ein interessantes Austarieren und durchaus etwas Raum zum Experimentieren.
Die Blende
Objektive besitzen ihre knackigste Schärfe nie bei offener Blende und generell sei von der Nacht- und Astrofotografie mit weit geöffneter Iris eher abgeraten. Eine offene Blende macht Bilder oft unnötig weich und sorgt dafür, dass Lichtreflexe im Bild für Schlieren und unerwünschte Flares sorgen können. Sollte es also möglich sein, ist eine geschlossene Blende in den meisten Fällen besser. Zwischen f8 und f11 bieten die meisten Objektive eine hoch performative Schärfe. Eine weiter geschlossene Blende reduziert die Bildschärfe dann wieder. Offene Blenden können dennoch für Effekte eingesetzt werden oder um besonders dunkle Objekte (wie die Milchstraße) zu fotografieren.
Die Belichtungszeit
Belichtungszeiten von 30-60 Sekunden sind für die Astrofotografie oder für klare Bilder von dunklen Strukturen an Gebäuden keine Ausnahmen. Dass es also ein stabiles Stativ braucht, wird nun vollends ersichtlich. Auch längere Aufnahmen von mehreren Minuten haben ihren Platz in der Nachtfotografie, allerdings auch ihre Nachteile. Denn auch die Erde steht nicht still und bei überlangen Belichtungen kann die Erdrotation die Sterne oder die Milchstraße durchaus in eine leichte Bewegungsunschärfe hüllen. Am besten sind Fotograf*innen damit beraten, mit der Belichtungszeit ein wenig zu experimentieren. Die automatische Belichtung sollte für die meisten Motive in der Nachtfotografie nur als Richtwert herangezogen werden. Schließlich müssen dunkler Nachthimmel und leuchtende Sterne künstlerisch in Kontrast gesetzt werden. Und sowohl Städte wie auch der Mond kommen erst mit richtig belichteter Struktur voll zur Geltung.
ISO
In der Programmautomatik dürfte so manche Kamera versuchen, das fehlende Licht in der Nachtfotografie durch einen extrem hohen ISO-Wert zu kompensieren. Moderne Systemkameras können durchaus den Sensor in einigen Fällen mit sechsstelligen ISO-Werten belichten, wirklich ratsam ist das allerdings nicht. Denn jeder Wert über dem nativen ISO-Wert des Sensors wird für ein unschönes Bildrauschen in den dunklen Bildbereichen sorgen. Wie bei so vielen Motiven gilt für ISO die Maßregel: so hoch wie nötig und so niedrig wie möglich.
Weißabgleich und Flexibilität in der Nachbearbeitung für Nachtfotografie
Um in der Bildbearbeitung für die Astrofotografie noch mehr Möglichkeiten zu haben, sollten Fotograf*innen unbedingt im RAW-Format knipsen. Die zusätzlichen Bildinformationen und die höhere Bitrate erlauben in Lightroom, Photoshop oder Affinity deutlich mehr Möglichkeiten als das jpg-Format. Damit verspielt sich auch die Relevanz des Weißabgleichs, denn dieser lässt sich so nachträglich am PC/Mac einstellen. Gerade weil die Sterne, der Mond, Nordlichter und Metropolen bei Nacht aber ihr ganz eigenes Lichtverhalten haben, haben Fotograf*innen hier mehr Freiheit beim Weißabgleich. Er sollte für die Nachtfotografie als Einstellung mit künstlerischem Wert und nicht als technische Einstellung genutzt werden.
Fokus - AF vs MF
Moderne Autofokussysteme in Kamera von Sony, Canon oder Fuji sind einfach fantastisch und erlauben Fotograf*innen Freiheiten, von denen sie noch vor wenigen Jahren nur hätten träumen können. Allerdings gilt das nur in eingeschränktem Maße für die Nachtfotografie und eigentlich gar nicht für die Astrofotografie. Je dunkler das Motiv ist, desto höher ist die Chance, dass manuell fokussiert werden muss, da die Kamera keine klaren Kanten erkennt. Das Praktische am manuellen Fokus in der Astrofotografie ist allerdings eine recht einfache Fokuseinstellung, da Mond und Sterne für Objektive in der Einstellung "unendlich" zu finden sind.
Astrofotografie - wenn Fotograf*innen nach den Sternen greifen
Von allen Sparten der Nachtfotografie ist die Astrofotografie sicherlich das ungewöhnlichste und vielleicht auch reizvollste Genre. Denn um die Sterne, die Milchstraße, Planeten, den Mond oder Nordlichter abzubilden, benötigen Fotograf*innen nicht nur Geduld und viel Fingerspitzengefühl bei den Astrofotografie Einstellungen. Sie müssen oft auch weite Wege auf sich nehmen, um die perfekte Location zu finden. Zudem müssen oft auch Timing und Wetter mitspielen, um etwa eine Mondfinsternis richtig ablichten zu können oder aber im Urlaub die Aurora Borealis zu erhaschen. Auch innerhalb der Astrofotografie gibt es verschiedene Subgenres mit ihren ganz besonderen Eigenheiten. Startrails - wie weiter oben bereits erwähnt, kann die Rotation der Erde Sterne verwischen. Aber dieser Effekt ist nicht immer ungewollt. Extrem lange Belichtungszeiten oder gestackte Fotos können die Sternpfade am Nachthimmel abbilden und erlauben so einen Einblick in die sonst unsichtbare Bewegung am Firmament. Hier ist jedoch Geduld gefragt, denn die Startrails werden erst nach Stunden richtig sichtbar. Fotografie und Filmen lassen sich hier auch verbinden, indem eine Serienbildaufnahme zu einem Video zusammengefügt wird. Hier ist nur ein wenig Kopfrechnen erforderlich, um die Länge des Videos korrekt zu berechnen: Eine Sekunde Film hat 25 (bzw. im Kinoformat 24) Einzelbilder. Hier kann ein märchenhafter Zeitraffer entstehen. Landschafts- und Astrofotografie - warum nicht einfach zwei reizvolle Felder der Fotografie vereinen? Landschaften unter dem natürlichen Sternenhimmel bieten spektakuläre Motive und das sowohl unter dem Nordlicht wie auch unter dem Kreuz des Südens. Technisch anspruchsvoll ist diese Kategorie der Fotografie, weil die richtige Belichtung für Himmel und Erde gefunden werden muss. Hier kann es auch sinnvoll sein, mehrere Belichtungen zu nehmen und diese zu einem HDR-Foto zu kombinieren. Ideal sind hier dann eine Vollformatkamera und mit lichtstarkem Weitwinkelobjektiv - wie bei der Kombi aus Canon EOS R7 und 16mm 2.8 STM. Himmelskörper - auch helle Planeten wie Venus und Jupiter erscheinen am Nachthimmel eher als besonders helle Sterne. Doch mit den entsprechenden Teleoptiken können ihre besonderen Formen viel klarer abgebildet werden. Für den Erdtrabanten gilt dies natürlich noch einmal mehr. Zumal der Mond sich auch mit kürzeren Belichtungszeiten bestens fotografieren lässt, damit seine Mare und Krater richtig zur Geltung kommen.
Vorbereitung und Planung
Auch die besten Nachtfotografie Tipps und die teuerste Ausrüstung ist nutzlos, wenn eine nächtliche Session nicht entsprechend vorbereitet wird. Dies beginnt bereits beim Blick auf den Wetterbericht, denn bei bewölktem Himmel bleiben Mond und Sterne nun einmal verborgen. Während Regenwolken die Sterne verschwinden lassen, ist nasses Kopfsteinpflaster aber für urbane Nachtfotografie genau das richtige Wetter. Der Lauf der Sterne und des Mondes am Firmament lässt sich sogar per App planen, dann können Vorder- und Hintergrund bereits in der Planungsphase kombiniert und tagsüber gescoutet werden. Urbane Nachtfotografie lässt sich oft adhoc planen, für die Astrofotografie sind jedoch oft weite Fahrten notwendig, um dem Smog der Städte zu entkommen.
Nachts fotografieren - Tipps für Fotograf*innen
Die Fotografie wurde kunsthistorisch zunächst als Kunstform belächelt, die ja nur die Realität abbilden könne, so wie Menschen sie wahrnehmen. Dass das so nicht stimmt, zeigen bereits Experimente mit unterschiedlichen Brennweiten. Dass die Fotografie aber noch weit mehr kann und immer dann die interessantesten Momente einfängt, wenn sie über die menschliche Wahrnehmung hinaus geht, das steht außer Frage. Und gerade das Fotografieren von Nachtaufnahmen kann hier spektakuläre Einblicke schaffen: Städte, die im gelben Natriumdampflicht leuchten, tanzende Sterne, ein kupferner Mond, die Milchstraße oder ein glasklarer Sternenhimmel. All diese Motive lassen sich selbst mit bescheidener Ausrüstung einfangen und zeigen jene Welt, die die meisten Menschen sehenden Auges verschlafen.