
Bildkomposition lernen und verstehen - wie gute Fotos aufgebaut sind
Ein Zitat von Regisseur Martin Scorsese über das Kino ist auch eine tolle Zusammenfassung dessen, was Bildkomposition in der Fotografie ausmacht: Es ist eine Frage dessen, was im Bild ist und was nicht im Bild ist. Mit jedem Druck auf den Auslöser haben Fotograf*innen die Möglichkeit, einen bestimmten Ausschnitt der Welt für einen bestimmten Moment zu bannen. Jedes Element des Bildes ist hierbei kritisch für die Bildkomposition - ob nun Zufall, Fortune oder aber bewusste Entscheidung. Die Bildkomposition und ihre Regeln sind es, welche banale Schnappschüsse von malerischen Fotos unterscheiden. Eine gelungene Komposition kann Dynamik, Stimmung und Spannung einfangen, kann Gesichter in den Vordergrund rücken, eine Geschichte erzählen oder Negative Space kunstvoll nutzen. Dieser Ratgeber führt Schritt für Schritt durch die Grundlagen der Bildkomposition über Regeln und Beispiele bis hin zu Tipps für die Bildkomposition in der Portraitfotografie, der Streetfotografie oder dem Ablichten von Landschaften. Fotograf*innen finden hier also einige grundlegende Ratschläge für die ersten Ausflüge mit der neuen DSLR, aber auch für den nächsten Schritt, um wirklich atemberaubende Aufnahmen einzufangen.
Grundlagen der Bildkomposition - diese Begriffe müssen Fotograf*innen kennen
Was genau ist Bildkomposition? Unter der Bildkomposition versteht man die Anordnung der Elemente im Bild und wie diese im Ausschnitt des Fotos arrangiert wurden. Damit handelt es sich bei der Bildkomposition vor allem um eine ordnende Komponente, die auf verschiedenen Regeln basiert und in ihrer technischen Umsetzung von Fotograf*innen ein tiefer liegendes Verständnis von Gestaltungselementen wie Brennweiten, Licht, Kontrast oder Fokus erfordert.
Klassische Komposition - Gestaltungsregeln im Überblick
Goldener Schnitt in der Fotografie - Beim goldenen Schnitt handelt es sich (wie bei vielen anderen Tipps zur Komposition auch) um eine Regel aus der Malerei. Als goldenen Schnitt bezeichnet man ein Verhältnis, das als besonders harmonisch gilt, da es oft in der Natur vorkommt. Dem zu Grunde liegt eine mathematische Regel zur Trennung einer Gesamtstrecke in zwei Teilstrecken, von denen die längere um so viel Prozent länger als die kürzere ist, wie die Gesamtstrecke länger als die längere Teilstrecke ist. Klingt kompliziert? In Zahlen bedeutet der Schnitt etwa 61,8 Prozent zu etwa 38,2 Prozent. In der Natur finden sich beispielsweise Blätter nach diesem Schnitt angeordnet, weswegen das menschliche Auge dieses Verhältnis mit natürlich wachsender Schönheit assoziiert.
Die Drittelregel (Rule of Thirds) - In der Praxis nutzen Fotograf*innen häufiger die Drittelregel als den goldenen Schnitt und dies hat mehrere praktische Gründe. Zum einen ist die Aufteilung in Drittel mathematisch ersichtlicher, DSLRs und Systemkamera bieten aber auch eine Drittelaufteilung als Overlay für das Display. Diese Hilfslinien erleichtern die Komposition ungemein. Die Harmonie der Drittelregel ist dem goldenen Schnitt recht ähnlich. Die Aufteilung eines Bildes in zwei Drittel und ein Drittel erlaubt einen natürlichen Bildfluss und schafft visuelle Spannung. Das Auge der Betrachtenden wird ganz natürlich auf den Fokuspunkt an den Schnittpunkten der Drittel geleitet.
Balance - Balance und Symmetrie sind miteinander verwandt, aber nicht identisch. Balance sorgt für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen linker und rechter bzw. oberer und unterer Bildhälfte (den Bildquadranten). Die Elemente müssen dabei nicht identisch oder ähnlich sein und nicht auf allen Achsen symmetrisch. Doch sie wiegen sich in ihrem Bildgewicht gegeneinander auf.
Symmetrie/Asymmetrie - Symmetrie bezeichnet eine Spiegelgleichheit und kann sehr harmonische Kompositionen schaffen, bei denen das Motiv im Bildzentrum oder über einer Achse (bei Reflexionen in Wasser, Spiegeln oder Glas) steht. Punkt- und achsensymmetrische Anordnungen gibt es nicht nur in der Mathematik, auch in religiösen Kunstwerken werden heilige Figuren gerne symmetrisch dargestellt. Gezielte Asymmetrie hingegen kann Dissonanzen schaffen und eine wahrgenommene Harmonie aufbrechen. So entsteht eine Spannung im Bild, die gezielt in eine Richtung verweisen kann.
Kreativität in der Fotografie ausdrücken - Elemente der Bildkomposition
Bildkomposition kann durch unterschiedliche Elemente entstehen. Manchmal handelt es sich um tatsächliche Objekte, manchmal um das Zusammenspiel aus Vorder- und Hintergrund und manchmal um einen Kontrast aus Farben. Gestalterische Elemente können in der Fotografie viele Formen annehmen und schaffen durch ihre Unterschiede eine klare Bildsprache. Solche Kontraste können durch Kompositionspaare entstehen wie beispielsweise:
Kontrast - hell und dunkel
Farbkontrast - kontrastierende Farben auf dem Farbrad
Sättigung - gesättigte und blasse Elemente
Schärfe - Fokus und Unschärfe
Bewegung - Bewegungsunschärfe und klarer Fokus
Distanz - Vordergrund und Bildtiefe
Den Linien folgen lernen - Kompositionsmittel nutzen
Für Fotograf*innen bedeutet das perfekte Gestalten des Bildes auch, dass sie sich ihrem Motiv anpassen lernen und eine natürliche Komposition finden, die sie abbilden möchten. Kompositionsmittel finden sich eigentlich überall in der Natur und der Streetfotografie. Lediglich im Studio muss eine solche Komposition über das Setzen des Lichts erst gefunden werden. Linienführung gehört hierbei zu den klassischen Kompositionselementen, die Fotograf*innen beherrschen sollten. Jede Linie im Bild dient dem Erzeugen einer gewissen Perspektive.
Das klassische (und einfachste) Beispiel aus der Kunst ist die Punktperspektive, bei der alle Linien auf einen Punkt verweisen. In der Streetfotografie findet sich dies etwa bei Motiven wie einem Pier, einer Brücke oder einem Tunnel. Die Bildlinien zeigen in eine Richtung, die das Auge wie magisch anzieht. In der Portraitfotografie können Kompositions-Tipps diesen Linien ebenfalls folgen, indem das Motiv an den Schnittpunkt der Linien gebracht wird.
Auch natürliche Rahmen im Bild (wie ein Türbogen oder ein Lichtkegel) können genutzt werden, um innerhalb der Linien des Bildes einen zweiten Rahmen zu erzeugen. Modelle, Tiere und Motive in der Streetfotografie sollten ebenfalls anhand ihrer Linien gelesen werden. Welche Spannung erzeugen Tänzer*innen bei der Figur? Was ist die dominante Linie des Brautpaares? In welche Richtung zeigt der Vektor einer springenden Katze? Grundsätzlich lässt jedes Foto sich mit wenigen Linien "zusammenfassen" - eine gelungene Bildkomposition ist auch als Strichzeichnung noch spannend und ästhetisch.
Motive mit Bildkomposition Tipps richtig in Szene setzen
In der Praxis verlangen die Regeln der Komposition von Fotograf*innen das Arrangement von Vorder- und Hintergrund und damit auch die eigene Positionierung und Anpassung des Betrachtungswinkels. Hierzu gibt es verschiedene Mittel:
Distanz und Tiefe schaffen
Bildtiefe oder ihr Gegenteil, die Kompression, ist ein Gestaltungsmittel, das mit dem richtigen Objektiv erzeugt wird. Ein Weitwinkelobjektiv (35mm und geringer) erzeugt eine natürliche Plastizität mit verhältnismäßig hoher Schärfentiefe. Streetfotografie und die Bildgestaltung für das Bebildern urbaner Schönheiten lieben genau diese weitwinklige Ästhetik. Alle Häuserzüge sind noch gut im Blick, der Vordergrund und der Hintergrund kommen zu einem durchgehend klaren Bild zusammen. Auch in der Landschaftsfotografie hat die Komposition diese Tiefe nötig. Weitwinklige Objektive lassen Fotograf*innen durch Linien besonders prägnante Perspektiven erzeugen und schaffen selbst aus gewagt niedrigen Blickwinkeln beeindruckende Resultate.
Sehr geringe Brennweiten (17mm und geringer) können jedoch gerade Linien verzerren. Dieser Fisheye-Effekt verleiht dem Bild eine sphärische Krümmung, die je nach Einsatz gewünscht sein kann oder in der Bildbearbeitung kompensiert werden muss. Typisch für diesen Effekt sind Action-Cams, die dadurch eine besondere Dynamik erzeugen.
Teleoptiken (50mm und mehr) hingegen verflachen ein Bild. Dieser Kompositionskontrast wird bei Portraits besonders deutlich, doch Teleobjektive können auch für weitere Aufnahmen verwendet werden. Sowohl in der Naturfotografie für wilde Tiere wie auch für weiter kadrierte Fotos von Modellen. Das Verflachen des Hintergrundes verschiebt diesen in ein unscharfes Bokeh und rückt das Motiv noch stärker in den Vordergrund. Vorder-, Mittel- und Hintergrund werden komprimiert und das Bild verliert an natürlicher Tiefe. Ein geübter Blick auf Kontraste und Schärfentiefe wird hier noch wichtiger.
Tiefe durch Vorder-, Mittel- und Hintergrund erzeugen
Häufige Fehler vermeiden bei der Bildkomposition, bedeutet auch eine Auseinandersetzung mit dem Medium Foto an sich. Fotografie ist ein stets zweidimensionales Medium, das dreidimensionale Motive aufnimmt. Eine interessante Bildkomposition schafft es, diese Dreidimensionalität einzufangen. Eines der wichtigsten Gestaltungsmittel hierfür ist das Zusammenspiel von Vorder-, Mittel- und Hintergrund. Der australische Director of Photography Greig Fraser (The Batman, Dune) beschreibt dies exemplarisch als das Platzieren von Elementen im Bild, bei denen eines sehr nahe am Betrachtungspunkt ist, eines in Griffweite und eines weit außer Griffweite. Das menschliche Auge kann aus diesen Kompositionselementen sehr gut Tiefe lesen, zudem erzeugt die natürliche Distanz der einzelnen Elemente eine inhärente Spannung. Die Kamera - und damit auch das Foto - wird nicht nur in Relation zum Subjekt gesetzt, sondern auch zum Raum, in dem sich das Motiv befindet.
Visuelle Balance und leerer Raum
Visuelle Balance ist ein Gestaltungsmittel, dass sich (wie eingangs angedeutet) auch in stark asymmetrischen Fotos findet und keinesfalls mit Symmetrie identisch ist. Balance erzeugt einen visuellen Flow, der den Quadranten ein passendes Gegengewicht im Bild gibt. Das Auge sucht beim Betrachten eines Bildes nach einem klaren Motiv. Aufgabe von Fotograf*innen ist es, dieses Motiv herauszustellen und durch ein Gegengewicht zu balancieren, ohne das Foto zu einem Wimmelbild zu machen. In der Bildbearbeitung kann diese Balance auch durch ein Anpassen von Helligkeit und Sättigung unterstützt werden, doch Fotograf*innen sollten sich nicht zu sehr auf digitale Hilfsmittel verlassen. Die wichtigsten kompositorischen Entscheidungen - vor allem zur Balance - werden bei der Aufnahme getroffen. Die Nutzung von Raum und Leere ist eine Form des visuellen Minimalismus. Hierzu gehört ein Bewusstsein des wirklich Wichtigen und der Kernaussagen eines Fotos. Der leere Raum (im Englischen Negative Space) schafft ein natürliches Gegengewicht zur Wichtigkeit des Motivs. Besonders wichtig wird Negative Space an der Schnittstelle zwischen Fotografie und Design. Design ist nicht nur die Anordnung des ästhetisch Ansprechenden, sondern eine Form der Kommunikation: Was ist wichtig und was nicht? Auch die Bildkomposition in der Fotografie kann sich so verstehen. Bewusst eingesetzter Negative Space ist kein fehlerhaftes Framing, sondern folgt einer klaren Message, die Fotograf*innen mit ihrem Bild kommunizieren möchten. Negative Space kann zudem der Balance des Bildes dienen und fungiert als Gegengewicht zum Motiv.
Praktische Übungen für bessere Bildkomposition
Als Übung zur Bildkomposition sollten Fotograf*innen sich ein klares Motiv suchen und dieses in verschiedenen Kompositionen ablichten. Dies geht mit Statuen, Objekten oder geduldigen Models. Wie unterscheidet sich die Bildwirkung bei einem symmetrischen Aufbau oder bei der Unterteilung in Drittel? Welche Balance hat ein zentrierter Aufbau im Gegensatz zu viel negativem Raum neben oder über dem Motiv? Ein festes Motiv anhand einer Serie von unterschiedlichen Kompositionen zu untersuchen, verdeutlicht die Gestaltungsmöglichkeiten besonders klar. Denn der Unterschied liegt nicht darin, was fotografiert wird, sondern wie es fotografiert wird.
Von der technischen Komposition zu Narrativ und Gefühl im Bild
Bildgestaltung mag nach einem technischen Mittel klingen und ist vor allem in der Beschreibung oft verkopft und mathematisch präzise. Dahinter verbirgt sich aber im Kern eine künstlerische Schule, welche die ästhetisch technischen Mittel des Mediums Fotografie nutzt, um damit Emotionen zu bannen und Storytelling in ein (in der Zeit) statisches Medium zu pressen.
Jedes Foto hat unweigerlich eine Geschichte und einen emotionalen Grundton. Bildkomposition kann dabei die Erzählkraft des Bildes klar herauszustellen. Jedes Bild ist ein Roman, Komposition wählt das gewünschte Kapitel aus.
Ein Beispiel: Das Model in einem Portrait schaut sehnsüchtig in die Ferne. Wo in diesem Fall negativer Raum gesetzt wird, macht einen entscheidenden Unterschied für die Story des Bildes. Ist der Negative Space in Blickrichtung, schauen Betrachtende mit in die Ferne? Oder liegt der Negative Space entgegen der Blickrichtung und Betrachtende sehen, was hinter dem Model liegt, das direkt aus der Bildkante blickt? Liegt die Gewichtung also auf der Vergangenheit oder auf der Zukunft? Auch der Standpunkt der Kamera ist wichtig. Eine Perspektive auf Augenhöhe schafft gleichwertige Machtverhältnisse, eine niedrige Perspektive hingegen kann Motive überlebensgroß wirken lassen. Selbst kleine und fragile Motive wirken dadurch mächtig und überwältigend.
Ein anderes Beispiel: Steht ein Brautpaar beim Gruppenfoto unter einem Blumenbogen, so sind sie visuell von der Hochzeitsgesellschaft getrennt. Der runde Bogen spannt sich gleichzeitig als metaphorischer Schutzschirm über sie. Wird das Paar auf Fotos zentriert, so stehen sie im Mittelpunkt des Bildes und der Aufmerksamkeit. Werden sie bildlich gegen die untergehende Sonne gewichtet, so werden sie gegen die Wärme und Wohligkeit der Sonne balanciert und das Gehirn schafft entsprechende Konnotationen aus dem Kunstverständnis und der visuellen Leseerfahrung. Kein Foto existiert in einem Vakuum.
Landschaften, Portraits, Street Photography - Techniken für bessere Bildkomposition
Fotograf*innen haben viele kompositorische Elemente in ihrer Hand, meist sogar buchstäblich: Objektiv, Blende und Position können direkt von der Kamera aus gesteuert werden. Im Zweifelsfall helfen bei Letzterem auch bequeme Schuhe oder ein flexibles Stativ. Andere Gestaltungselemente finden sich ganz natürlich und müssen nur zu ihrer vollen Wirkung hin entfaltet werden, abhängig vom Motiv.
Landschaftsfotografie - Komposition aus Ruhe und Balance
Landschaften sind unbeweglich, sie sind erdende Elemente der Natur. Ob Wälder, Berge oder Seen, mit einem Foto werden hier Jahrzehnte, Jahrhunderte oder sogar Jahrtausende festgehalten. Ein Moment mehr oder weniger beim richtigen Finden der Perspektive wird hier also keinen Unterschied machen. Natürliche Motive eigenen sich besonders gut, um geometrische Regeln wie Symmetrie/Asymmetrie, den goldenen Schnitt oder die Drittelregel anzuwenden. Negativer Raum (in Form von Himmel) ist ebenfalls ein interessantes Kompositionselementen, um Gipfel oder Wipfel in ihrer natürlichen Schönheit zu isolieren. Besonders Wasser bietet eine spannende Herausforderung, da es nicht nur Bewegung ins Bild bringt, sondern auch Reflexionen.
Streetfotografie - klare Linien und besondere Perspektiven finden
Urbane Räume sind das Gegenteil der unberührten Natur. Es gibt hier keine natürlichen Rundungen und gewachsenen Strukturen, sondern menschgemachte Bauten, Statuen und reflektierende Glasfassaden. Fotograf*innen sollten genau diese klaren Linien auch nutzen und mit Licht und Schatten Kontraste schaffen, die die Strukturen von Fassaden, Brücken und Straßen unterstützen. Kompositorisch besonders interessant wird die Streetfotografie bei Nacht, wenn sich nicht nur Licht und Dunkelheit mischen, sondern auch bunte Lichter von den Fassaden von Bars und Reklamen (oder einem eigenen LED-Licht) die urbane Welt aufmischen.
Portraitfotografie - die wichtigsten Kompositions-Tipps bei der Arbeit mit Models
In der Portraitfotografie steht das Motiv bereits fest. Körper und Gesicht stehen im Zentrum der Aufmerksamkeit, aber nicht zwangsläufig auch im Zentrum des Bildes. Die Regel der Bildkomposition gelten umso mehr, wenn Modelle und deren Körper selbst zur Komposition beitragen. Wehende Haare oder ein keck platzierter Arm können Balance zum Gesicht erzeugen. Negative Space zwischen Ellbeuge und Brust verleiht einer Pose mehr Finesse. Arme und Beine sind ebenso Linien wie das Revert eines Jacketts und all diese Linien führen zum Fokuspunkt eines Bildes. Auch freier Raum über den Köpfen oder zu den Seiten kann Spannung erzeugen, vor allem bei Einhaltung der Drittelregel. Hierbei werden die Augen des Motivs auf einem Schnittpunkt zwischen vertikaler und horizontaler Drittellinie platziert. Die Bildaufteilung wird so automatisch mehr Spannung erzeugen als ein klassisch symmetrischer Aufbau. Was allerdings nicht heißt, dass Symmetrie nicht auch in der Portraitfotografie seine Berechtigung hat. Ein zentrierter Bildaufbau mit dem Modell im Bildzentrum kann etwas fast schon Ätherisches haben. Vor allem mit einem Hintergrund, der den Fokus aufs Motiv weiter forciert.
Ausrüstung und technische Hilfsmittel
Fotograf*innen mit moderner Ausrüstung sind bei der Komposition nicht auf sich gestellt und können sich auf technischen Rückhalt verlassen. Das gilt für die Kamera und die Auswahl an Objektiven selbst, doch auch für Zubehör und Elektronik. Ein gutes Stativ wird schnell zum essentiellen Zubehör in der Bildkomposition, um das Bild sachte und maßgerecht zu justieren. Denn Kompositionsregeln verstehen, ist eine Sache, aber um Bildkomposition anwenden zu können, braucht es das passende Equipment. Ein Ball Head lässt sich im Winkel flexibel und präzise verstellen. Andere technische Hilfsmittel lassen sich bei den meisten DSLRs und Systemkamera ganz einfach im Menü zuschalten: die Hilfslinien. Linien zur Bildmitte oder der Einteilung in Drittel ermöglichen eine einfache Kompositionshilfe, anhand derer das Bild ansprechend angeordnet werden kann. Und das wesentlich präziser als Schätzungen durch den Sucher dies in der Vergangenheit erlaubt haben. Ein weiteres interessantes Hilfsmittel haben Fotograf*innen stets bei sich: ihr Smartphone. Viewfinder-Apps (wie Cadrage) machen das Telefon zum echten Viewfinder, der präzise den Bildausschnitt mit der eigenen Kamera und der gewünschten Brennweite wiedergibt. Lohnt es sich, sich auf den Boden zu zwängen, um das Motiv einzufangen? Ein Blick aufs Handy-Display kann hier Aufschluss geben. Letztlich wären da noch die digitalen Hilfsmittel an Maus und Tastatur - natürlich sollten Photoshop, Gimp und Co. nur als Unterstützung und nie als Lösung betrachtet werden. Bilder lassen sich sachte re-framen und durch Kurven, Kontraste und die Isolierung bestimmter Bildbereiche kann die natürliche Bildkomposition noch einmal geschärft werden. Auch Objekte, welche die Balance des Bildes stören, können mit dem Copy-Stamp einfach entfernt werden. Gute Nachbearbeitung raffiniert eine bestehende Komposition, doch aus einem schlechten Bild ohne klare Aussage und ohne ästhetisches Ziel lässt sich auch am Computer kein Meisterwerk konstruieren. Bei aller Liebe zu allen technischen Hilfsmitteln, diese dienen dem menschlichen Auge nur als Unterstützung, um dem künstlerischen Instinkt am Auslöser freien Lauf zu lassen.
Fazit: Fotograf*innen sollten sich ausprobieren
Es gibt viele Regeln, um die Bildgestaltung zu beherrschen. Von der Rule of Thirds bis hin zur Balance sollen all diese Richtlinien ästhetische Bilder kreieren, die Geschichten erzählen und Emotionen in uns wecken. Doch natürlich kann die Kunst nicht immer strikten Regeln folgen, sonst wäre sie ja vorhersehbar. Fotograf*innen sollten natürlich alle Regeln zur Bildkomposition kennen, müssen sie aber nicht jedes Mal sklavisch anwenden. Regeln sind auch dafür da, um gebogen und gebrochen zu werden. In der Fotografie ist es wichtig, eine eigene Intuition zu entwickeln und dieser auch folgen zu lernen. Das beste Mittel hierfür ist die Übung. Ausflüge mit der digitalen Kamera und einer leeren SD-Karte und auch mal wildes Ausprobieren ohne Angst vor Fehlern, ist immer noch die beste Schule.