
Filterfotografie - Tipps und Tricks rund um Fotofilter
Eigentlich kommen Fotograf*innen gar nicht umhin, durch einen Filter zu fotografieren. Denn bereits der Sensor und die Beschichtungen der Glaselemente im Objektiv geben jedem einzelnen Foto einen bestimmten Look. So richtig ungefiltert (oder #nofilter) geht es also gar nicht.
Doch in der Filterfotografie geht es darum, diese Looks durch spezielle Aufschraub- oder Aufsteckfilter zu modifizieren und zu individualisieren oder gewisse Effekte zu erzeugen. Nun mag dies in Zeiten der digitalen Bildbearbeitung ganz schön antiquiert erscheinen, doch es gibt gute Gründe, die trotz - oder gerade wegen - der modernen Technik für die Filterfotografie sprechen. Viele Effekte können gar nicht adäquat am Rechner hinzugefügt werden und viele andere Effekte zwingen Fotograf*innen dazu, sich bewusster mit der Kunstform der Fotografie auseinander zu setzen.
Dieser Ratgeber zeigt die besten Filterfotografie Tipps, gibt einen Überblick über Geschichte und Traditionen im Umgang mit Fotofiltern und zeigt neue Trends für ambitionierte Fotograf*innen - und das alles ganz ungefiltert.
Für welche Kameras sind Fotofilter geeignet?
Fotofilter gibt es seit den frühesten Zeiten der analogen Fotografie, heute ist der Begriff Fotofilter oft synonym mit der digitalen Nachbearbeitung in Photoshop, Lightroom oder auf Instagram. Auch Fujifilms Film Recipes in ihren Digitalkameras sind digitale Fotofilter, doch bereits etwas bewusster gewählt als die Nachbearbeitung in Form von Lightroom Presets an 16-bit RAW Dateien. Dieser Gebrauch des Wortes ist jedoch dichter an einer LUT-Conversion als an einem physischen Filter.
Ganz klassisch sind Fotofilter Filter zum Aufschrauben auf das Objektiv, sie werden also als zusätzliches optisches Element (oder eine Reihe von zusätzlichen optischen Elementen) vor die Linse gesetzt.
Viele Fotograf*innen nutzen vergleichsweise günstige Filter wie UV-Filter als Schutz, um das empfindliche Glas des Objektives vor Kratzern und Staub zu schützen. Zudem filtern UV-Filter nur das ultraviolette Licht aus der Atmosphäre und sind damit recht neutral.
Farbfilter, Mist-Filter oder Pol- und ND-Filter sind hingegen die Filter, mit denen die Ästhetik eines Bildes maßgeblich beeinflusst werden kann. Natürlich lassen sich einige der hiermit erzeugten Effekte auch am PC oder Mac erstellen, doch längst nicht alle.
Die Kamera ist für den Einsatz von Filtern (mit einer Ausnahme) vollkommen unerheblich, es kommt auf das Filtergewinde des Objektivs an, denn die meisten Filter werden aufgeschraubt.
Bei sehr weitwinkligen Objektiven, bei denen die Linse weit vorsteht, ist der Prozess etwas aufwendiger. Hier kann ein Filter möglicherweise auf die Gegenlichtblende geschraubt werden, wenn diese ein Gewinde besitzt.
Für alle anderen Optiken können die Filter verschiedenen Größen (angegeben als Durchmesser) ganz einfach auf das Objektiv geschraubt werden. Mehrere Filter lassen sich zudem kombinieren, da die allermeisten Fotofilter beidseitig Gewinde besitzen.
Den passenden Filter finden - die richtige Filterausrüstung kaufen
Cine-Optiken aus der Filmproduktion besitzen pro Serie einheitliche Objektivdurchmesser, damit Produktionen schneller das Zubehör wechseln können und nur einheitliche Größen anschaffen müssen.
Fotograf*innen, die mit mehreren Objektiven hantieren und gerne Filter nutzen möchten, dürfte schnell klar werden, warum: Vor allem hochwertite spezialisierte Filter sind teuer und einheitliche Größen schaffen mehr Flexibilität.
Doch tatsächlich sollten Fotograf*innen nicht unbedingt so sehr auf den Objektivdurchmesser achten, sondern im Zweifelsfall eher größere Filter kaufen.
Über Step-Up-Ringe lassen sich kleinere Objektivdurchmesser problemlos adaptieren und die Adapterringe sind vergleichsweise günstig. Wesentlich günstiger als ein zweiter variabler ND-Filter zum Beispiel.
Bei der Ausstattung des Filterkits sollte entweder der größte Objektivdurchmesser des derzeit vorhandenen Objektivs oder eines Objektivs auf dem eigenen Wunschzettel angeschafft werden. Auch rechteckige Einsteckfilter sind eine Option, diese nutzen noch einmal ein anderes System, hierzu später mehr.
Müssen Filter immer vor der Optik genutzt werden?
Neben den Aufsteckfiltern gibt es auch andere Optionen für Filter-Enthusiast*innen. Zum Beispiel ist es eine Möglichkeit, Filter zwischen Kamera und Objektiv einzusetzen.
Hier spricht man von Drop-In-Filtern, diese werden eingesteckt wie die Filter in einer Matte Box. Das Drop-In-System funktioniert dann auch für sehr weitwinklige Optiken und ist vom Filtergewinde des Objektivs vollkommen unabhängig. Nur muss dann der System passend zur Kamera gewählt werden, da der Bajonett-Mount hier verlängert wird.
Solche Systeme sind recht praktisch für Fotograf*innen, die Filter schnell wechseln wollen und mit unterschiedlichen Optiken arbeiten, aber neben der Abhängkeit vom Kamera-Mount haben diese Systeme auch eine weitere Hürde: Sie sind recht teuer und limitieren den Einsatz der genutzten Filter.
Am sinnvollsten sind diese Filter als Ersatz für interne ND-Filter, über die Fotokameras nicht verfügen. Daher werden sie vor allem gerne von Videograf*innen genutzt. Auch in der Hochzeitsfotografie können diese Drop-In-Filterlösungen sinnvoll sein, da sie recht schnell und flexibel sind.
Welche Fotofilter gibt es und wofür werden diese genutzt?
Es gibt eine riesige Anzahl an unterschiedlichen Fotofiltern für die verschiedensten Szenarien. Allerdings spricht man nicht in jedem Bereich gleich von Filterfotografie. Fotograf*innen, die UV- oder ND-Filter einsetzen, würden ihre Bilder wohl kaum als gefiltert vermarkten, auch wenn dies technisch der Fall sein mag. Der Begriff Filterfotografie wird vor allem dann benutzt, wenn die Filter einen maßgeblichen kompositorischen Beitrag geleistet haben und es um die kreative Anwendung von Fotofiltern geht.
Hier ein Überblick über die derzeit beliebtesten Filter:
UV-Filter - UV-Filter filtern das UV-Licht aus der Atmosphäre, was Digitalkameras aufgrund der Beschichtung auf den Sensoren inzwischen automatisch tun.
Oft werden sie aufgrund ihres niedrigen Preises als Schutzelement genutzt, die Meinungen zu Sinn und Nutzen hierfür gehen auseinander. Bei vielen Fotograf*innen scheint sich aber der Mythos eingeschlichen zu haben, der UV-Filter solle das Objektiv vor allem vor Schlägen und Aufprallen schützen. Fällt das Objektiv, so kann der Filter durchaus die kinetische Wucht des Stoßes abfangen, der hauptsächliche Schutz liegt jedoch im Schutz vor Partikeln wie Staub oder vor allem Sand. Diese treffen so nicht die Glaselemente des Objektivs und können leichter und sorgenfreier vom Filter entfernt werden. Selbst wenn dieser zerkratzen sollte, ist dies keine finanzielle Katastrophe. Eine oft beschworene Reduktion der Bildqualität sollten Fotograf*innen nicht erleben, wenn sie einen hochwertigen UV-Filter als Filterelement nutzen.
Pol-Filter - Ein Pol-Filter ist ein Polarisationsfilter, der entweder linear eingesetzt wird oder sich zirkular in die richtige Position drehen lässt. Das Ziel ist hierbei stets das Gleiche, es geht um die Entfernung von Reflexionen.
Lineare Filter sind allerdings speziell für manuell fokussierende Objektive gemacht, zirkulare Polarisationsfilter können auf allen Optiken eingesetzt werden und sind in der Regel die praktischere Wahl.
Reflexionen finden sich entweder in Partikeln, die an sehr diesigen Tagen in der Luft liegen, oder aber in Wasseroberflächen, auf Glas, Lack oder anderen spiegelnden Materialien.
Ein Pol-Filter kann dafür sorgen, dass Fotograf*innen mühelos durch Scheiben fotografieren können oder in der Produktfotografie den Blitz aus der Limonadendose entfernen können. Auch ein Blick in den See wird so ohne Weiteres möglich.
In der Natur-, Street- oder Produktfotografie sind Pol-Filter unerlässlich, sie können aber auch bei Portraits ein wichtiges Tool sein. Bei Models mit dunkleren Hauttönen können helle Lichter schnell extrem kontrastreiche Highlights auf glänzender Haut erzeugen. Mit einem Pol-Filter lässt sich dieser Effekt abflachen und der Hautton wirkt natürlicher.
Was Fotograf*innen bei der Aufnahme mit einem Pol-Filter tun können, lässt sich in keiner Bildbearbeitungssoftware replizieren.
ND-Filter - ND steht für Neutral Density und ist kurz gefasst eine Sonnenbrille für die Kamera. ND-Filter gibt es in verschiedenen Stärken oder als variablen ND-Filter, gemessen wird die Stärke in Stops (also in Blenden).
Variable ND-Filter lassen sich wie zirkulare Pol-Filter frei einstellen, können jedoch bei starker Verdunklung teils sehr sichtbare Muster im Bild zeigen. ND-Filter mit festen Werten haben diesen Nachteil nicht, müssen jedoch händisch ausgetauscht werden. Zudem ist ein Set fester ND-Filter deutlich teurer und weniger flexibel als ein variabler ND-Filter.
Der variable Teil des ND-Filters ist übrigens nichts Anderes als ein Pol-Filter, der über die Polarisation den Filterwert des ND-Elements sichtbar macht. Entsprechend können variable NDs auch als Polarisationsfilter genutzt werden.
Ein ND-Filter ist nicht ausschließlich der Korrektur der Belichtung vorbehalten, sondern kann künstlerisch eingesetzt werden. ND-Filter erlauben beispielsweise die Erhöhung der Belichtungszeit, um Bewegungen ästhetisch im Bild zu verwischen.
Mist-Filter - Mist-Filter (vom englischen "mist" für Nebel) erfreuen sich derzeit großer Beliebtheit, da sie in Bildern ein natürliches Glühen erzeugen. Mist-Filter gehören zu den Kunstfiltern, die Bildern einen wirklich speziellen Look geben, der an Filmfotografie angelehnt ist.
Mist weicht dabei die hellen Elemente eines Bildes auf und erzeugt so einen natürlichen Glow, einen organisch wirkenden Weichzeichner. Das sieht bei mit Neon beleuchteten Straßen ebenso gut aus wie in Vintage-Bildern. Das leichte Weichzeichnen wirkt dem Look von digitaler Schärfe, den viele moderne Kameras aufgrund der hohen Pixeldichte und klinisch sauberen Sensorqualität erzeugen können, entgegen.
Ein zusätzlicher Effekt ist das Aufweichen von Hauttönen und das damit einher gehende Abschwächen von Unreinheiten.
Gemessen werden Mist-Filter in Größen wie 1/8, 1/4, 1/2 oder voller Stärke. Gerade weil diese Filter sich derzeit so großer Beliebtheit erfreuen, sollten Fotograf*innen allerdings maßvoll mit ihnen umgehen. Zu viel Mist sieht dann doch unnatürlich weich aus.
Smoque-Filter - Der Smoque-Filter ist ein Filter, der dem Mist-Filter recht ähnlich ist, sich aber vor allem auf die Schatten auswirkt. Auch hier erzeugt der Filter ein weicheres Bild, das mit seinen milchigen Kontrasten eher an die Zeiten analoger Fotografie erinnert.
Der Effekt ist vergleichbar mit dem Einsatz von Haze, jedoch ohne den hierfür benötigten Produktionsaufwand. Gerade die dunkleren Töne des Bildes erhalten so eine weichere Tonalität, was an den warmen Vintage-Stil erinnert.
Korrekturfilter - Diese Filter korrigieren den Weißabgleich des genutzten Filmmaterials. Da Fotofilm mal eher für warme Abendstimmung oder für kaltes Tageslicht geeignet ist, kann ein Korrekturfilter hier den nötigen Ausgleich schaffen.
In der Digitalfotografie sind diese Filter durch den frei einstellbaren Weißabgleich jedoch ersetzt worden. Genutzt werden sie derzeit vor allem von Fotograf*innen, die noch auf Film fotografieren und das Filmmaterial anpassen wollen.
Farbfilter - Bei Farbfiltern handelt es sich um einfarbige Einsatzfilter, die wie Folien vor Lichtern und Blitzen genutzt werden können. Das Bild erhalt dadurch einen Effekt, als sei es einfarbig viragiert worden, es gibt diese Filter auch in reduzierten Stärken.
Während der Farbeffekte künstlerisch interessant sein mag, kommen diese Farbfilter vor allem in der Schwarz-Weiß-Fotografie zum Einsatz.
Dort nämlich entfernen sie gewisse Töne aus dem für den Sensor sichtbaren Spektrum und machen so Wolken am Himmel deutlicher sichtbar (Orange- oder Rotfilter) oder sorgen für schmeichelhaftere Hauttöne (Grün- oder Blaufilter).
Da die Farbfilter aber auch recht viel Licht schlucken, fungieren sie gleichzeitig auch als ND-Filter. Wie viele Blenden ein einzelner Filter dem Bild nimmt, ist zusammen mit der Farbe angegeben und ist von der Farbe und Stärke abhängig.
Vor den Zeiten digitalen Colour Gradings nutzte auch Hollywood solche Farbfilter für Filme wie "Sleepy Hollow" oder "The Ring".
Verlaufsfilter - Alle bisher angesprochenen Filter sind einheitliche Filter, die über den gesamten Filter hinweg konsistent sind. Verlaufsfilter hingegen besitzen einen Gradient, der meist eingesetzt wird, um den Himmel zu verdunkeln (oder einzufärben) und den Boden unbehandelt zu lassen. Gerade an hellen Tagen kann ein Verlaufsfilter einen Unterschied von mehreren Blenden zwischen Himmel und Erde kompensieren.
Je mehr Kontrastreichweite eine Kamera hat und wenn in RAW aufgenommen wird, desto weniger sind solche Filter notwendig. Fotograf*innen, die aber gerne in JPG knipsen und die Recipes der Fujifilm X-Serie - wie beispielsweise der X100VI - lieben, können mit den Verlaufsfiltern das analoge Fotoerlebnis abrunden.
Kunst- und Glare-FIlter - Während die meisten Fotograf*innen versuchen, allzu auffällige Reflexionen und Flares zu vermeiden, gibt es spezielle Filter, die für einprägsame Flares sorgen. Hierzu gehören etwa prismatische Filter, die das einfallende Licht auf besondere Art und Weise aufbrechen, um etwa sternförmige Lichtreflexe zu erzeugen.
Diese Filter erzeugen ein traumartiges Bild, das sich etwa in vielen Musikvideos aus den 80er Jahren (wie "Last Christmas" von Wham) wiederfindet. Entsprechend besitzen diese Filter einen gewissen Nostalgiefaktor und erzeugen organischere Ergebnisse als vergleichbare Filter in Photoshop und Co.
Vergrößerungsfilter - Auch Filter, die die Brennweitenvergrößerung des Objektivs anpassen, sind Aufschraubfilter, die ganz besondere Effekte erzeugen können.
Warum sollten Fotograf*innen diese nutzen, wenn sie doch einfach das Objektiv wechseln können? Hierfür gibt es verschiedene Gründe wie etwa die optische Vergrößerung in der Makrofotografie, der vergleichsweise günstige Preis einer Brennweitenverlängerung im Vergleich zu einer Teleoptiken oder aber auch der Einsatz spezieller Vergrößerungsfilter wie Split Diopter.
Und dann wären da natürlich noch Kameras wie die Fujifilm X100VI, X100V oder ihre Vorgänger, die ihre Beliebtheit gerade aus dem kompakten System von Kamera und fest verbauter Optik ziehen.
Die beste Kamera für Filter - spielt die Kamerawahl für Filteraufnahmen eine Rolle?
Wie auch für den Einsatz verschiedener Objektive spielt es eigentlich keine Rolle, welche Kamera Fotograf*innen für die Filterfotografie nutzen. Die Kamera sollte lediglich die Möglichkeit haben, Wechselobjektive zu nutzen bzw. sollte das verbaute Objektiv ein Gewinde besitzen.
Denn nur so lassen sich Rundfilter, Adapterringe und Stecksysteme für Rechteckfilter anbringen. Theoretisch gibt es andere Lösungen, die über 15mm-Stangen-Systeme genutzt werden können, jedoch wäre dies bei Kameras ohne Wechseloptik ein obskures Investment.
IBIS (In Body Image Stabilisation) ist zudem für die Filterfotografie hilfreich, da Filter immer auch etwas Licht schlucken und daher längere Belichtungszeiten notwendig machen. Lässt sich die Kamera hier stabilisieren, so ist dies in einigen Szenarien sicher hilfreich, aber keinesfalls notwendig. Schließlich funktionieren Fotofilter auch für analoge Kamera, die solchen Luxus nicht bieten.
Auch eine Vollformat-Kamera ist für Filterfotografie keinesfalls notwendig, tatsächlich sind kleinere APSC- oder Micro-Four-Third-Sensoren oftmals von Vorteil, da sie weniger vom Objektiv abbilden und damit das Risiko ungewollter Vignettierung sinkt.
Die passende Filterausrüstung - was brauchen Fotograf*innen wirklich?
Alternative Rundfilter - keine Zeit zum Schrauben
Das Aufschrauben von Filtern oder das Einstecken in einen Adapter waren lange Zeit die einzigen Möglichkeiten, Filter beim Fotografieren zu nutzen.
Doch während das Aufschrauben recht lange dauert und wertvolle Momente kosten kann, sind Einsteckfilter aufgrund des universellen Formats und der größeren Größe vergleichsweise teuer. Hinzu kommt, dass diese Filter größere Filtertaschen und große Sorgfalt benötigen, was besonders im Gelände nicht immer gegeben ist.
Rundfilter gibt es aber indes nicht mehr nur zum Aufschrauben, sondern auch als kompaktes Magnetsystem. Diese Filter lassen sich schnell kombinieren und sind mit einem Klick auf dem Objektiv angebracht.
Natürlich hat auch dieser Komfort einen gewissen Aufpreis und Fotograf*innen kaufen sich in die Systeme ein. Aber schneller und einfacher geht der Filterwechsel definitiv nicht - auch hier lohnt sich der Kauf größerer Filter und von Adapterringen, um nur ein einheitliches Gewinde im Kit tragen zu müssen.
Diese Filterfotografie-Weiterentwicklung dürfte vielen Fotograf*innen wieder mehr Lust auf das Fotografieren mit Filter machen.
Die Filtertasche - gut aufbewahrt und besser sortiert
Eine Filtertasche ist zum Transport von verschiedenen Filtern unerlässlich. Selbst in kleineren Fototaschen haben Filtertaschen Platz, zudem ist hier auch noch Stauraum für Accessoires wie Mikrofasertücher.
Die meisten Filtertaschen lassen sich auffalten wie ein Buch und die Filter können einfach in Netze oder Compartements eingeschoben werden. Bei Rundfiltern funktioniert dies in der Regel etwas einfacher als bei Rechteckfiltern, die oftmals sehr eng in ihren zugehörigen Taschen sitzen. Dies ist auch durchaus sinnvoll, da Rechteckfilter ein universelles Format haben und oft erst kurz vor dem Einsatz in den Rahmen gesetzt werden. So besitzen diese Filter beim Transport keinen schützenden Rahmen, was sie im Falle eines Falles sehr hohen physikalischen Kräften am Rand aussetzt.
Ambitionierte Filterfotograf*innen sollten nicht nur eine entsprechend große Filtertasche für den Transport und eine kleine Filtertasche zum schnellen Wechsel besitzen, auch die Beschriftung spielt hier eine Rolle.
Eine übersichtliche Tasche, die Platz für Labels bietet, erspart viel Frust. Denn wer möchte schon während eines Fotoshootings das Kleingedruckte am Filterrand lesen?
Grundsätzlich gibt es bei Filtertaschen zwei unterschiedliche Varianten: Filtertaschen als Einlage für die Fototasche und Filteraschen, die auch selbständig als Transporttasche genutzt werden können. Für besonders teure Filter können zudem einzelne Transportboxen genutzt werden, die schützen die Filter auch in raueren Umständen, nehmen jedoch zusätzlichen Platz in der Tasche ein.
Was nicht passt, wird passend gemacht - Adapterringe
Adapterringe (oder Step-Up-Rings) sind Metallringe für ein kleines Filtergewinde, die auf ein größeres Filtergewinde adaptieren. Fotograf*innen haben so den Luxus, nicht alle Filter in allen Gewindegrößen erwerben zu müssen.
Weil Adapterringe so extrem günstig sind, lohnt sich diese Investition auf jeden Fall. Adapterringe können einzeln oder im Set gekauft werden. Viele Systeme wie Matte Boxes oder Halterungen für Rechteckfilter kommen sogar mit einer Auswahl an Adapterringen.
Die größere Herausforderung für Fotograf*innen dürfte darin liegen, die Step-Up-Ringe nicht zu verlieren.
Zum Glück finden solche Adapterringe auch in der Filtertasche Platz. Doch Obacht: Das schmale Gewinde kann einen Filter mühelos zerkratzen, wenn beide im gleichen Fach aufbewahrt werden. Während der schmale Durchmesser natürlich zum Objektiv passen muss, fragen sich viele Fotograf*innen, ob es für größere Rundfilter eine Standardgröße gibt.
Richtige Einheitlichkeit gibt es nicht, allerdings sind viele Matte Boxes (die den Einsatz von 4x5''-Filtern erlauben) für ein Schraubgewinde von 95mm gemacht. Selbst größere Objektive wie das Canon RF 100-500mm besitzen mit 77mm ein kleineres Filtergewinde.
Quadratisch, praktisch, gefiltert - Halterung für Rechteckfilter
Die Universalität von Rechteckfiltern ist ein großer Vorteil, auch lassen sich diese durch das einfache Stecksystem vergleichsweise schnell wechseln. Allerdings benötigen Rechteckfilter eine spezielle Halterung und gegebenenfalls zusätzlich Adapterringe für die Montage.
Fotograf*innen, die mit ihrer Systemkamera oder DSLR auch häufig filmen, sollten die Halterung für Rechteckfilter gleich überspringen und stattdessen in eine Matte Box investieren.
Hier ist lediglich darauf zu achten, dass sich mehrere Filter hintereinander setzen lassen. Ansonsten dient die Matte Box nicht nur als Halterung für die Filter, sondern besitzt auch Flaggen, die gegen Streulicht abschirmen.
Zubehör zur Pflege von Fotofiltern
Mikrofasertuch und Lens Pen gehören für Filter-Enthusiast*innen unbedingt in die Fototasche und sorgen dafür, dass die Filter frei von Verschmutzungen und Beeinträchtigungen bleiben. Eine kleine Taschenlampe kann Staub und Partikel auf dem Filter besser sichtbar machen, ist jedoch nahezu obsolet, da jedes Smartphone eine Taschenlampenfunktion besitzt.
Eine Überlegung wert für den Einsatz von Rechteckfiltern, die in ihren Halterungen getauscht werden, sind Handschuhe.
Nicht etwa, weil die Rechteckfilter so fragil sind, doch beim Tauschen können schnell Fingerabdrücke ihren Weg auf den Filter finden. Diese jedes Mal zu entfernen, kann schnell Nerven kosten. Vor allem, weil viele Rechteckfilter in professionellen Szenarios genutzt werden und der Tausch Job des/der Kameraassistent*in ist.
Passende Objektivdeckel für Filter
Da nicht alle Rundfilter beidseitig die gleiche Gewindegröße besitzen (vor allem zirkulare ND- oder Pol-Filter nutzen oft ein anderes Vordergewinde), gehört eventuell noch ein zweiter Objektivdeckel in die Filtertasche, der auch die vordere Seite des Filters abdeckt und während des Transports vor Schmutz und Schäden schützt.
Stative gegen den Lichtverlust
Ein- und Dreibeine sind ein wichtiges Element der Filterfotografie, weil sie Fotograf*innen den Wechsel der Filter wesentlich erleichtern. Der Wechsel von Rechteckfiltern mit nur einer Hand und auch das Hantieren mit Rundfiltern kann durchaus herausfordernd sein und lädt zuwenigst dazu ein, die Filter nicht mit der notwendigen Sorgfalt zu tauschen und zu verstauen.
Gleichzeitig lassen sich durch den Einsatz von Stativen auch Aufnahmen ermöglichen, für die vor allem ND-Filter gemacht sind. Lange Belichtungszeiten sind eben nur dann möglich, wenn die Kamera stabil aufgestellt werden kann und hierfür ist ein Stativ zwingend erforderlich.
Qualitätsunterschiede und Materialien - der Stoff, aus dem die Filter sind
Bereits beim Blick auf die Preise von verschiedenen Filtern wird leicht klar, dass es enorme Unterschiede in Qualität, Fertigung und Material gibt.
Bei den Materialien finden Fotograf*innen vor allem Filter aus Glas, jedoch gibt es auch Filter aus Kunststoffen oder Harz. Letztere Filter sind etwas robuster als Glas, solches Kompositmaterial kommt vor allem bei rechteckigen Filtern zum Einsatz.
Der Preis alleine gibt noch keinen Aufschluss über das Material, da etwa Filter aus Glas mal sehr teuer und mal sehr günstig sein können. Teurere Glasfilter sind in der Regel besser verarbeitet und entsprechend weniger breit. Dies wirkt sich auch auf die optische Qualität aus.
Eine umfassende Filterausrüstung wird immer etwas Geld kosten, doch wer hier nachhaltig kauft, kann seine Filter bei guter Pflege problemlos über mehrere Jahrzehnte und viele Kameras und Objektive hinweg einsetzen.
Natürlich gibt es auch bei Filtern gewisse Marken, die mehr Konsistenz versprechen und die bei Fotograf*innen beliebt sind. Hierzu zählen etwa Tiffen, Urth und Zeiss.
Diese Marken sind bei Enthusiast*innen beliebt, wohingegen der Preis viele Fotograf*innen abschreckt, die bisher noch keine Erfahrungen in der Filterfotografie gesammelt haben.
Teurere Filter nutzen nicht nur reineres und daher dünneres Glas, sondern besitzen in vielen Fällen auch einen Gewindering aus Stahl oder Messing, wesentlich härtere Materialien als das ansonsten genutzte Aluminium.
ND-Filter trennen die Spreu vom Weizen
Besonders deutlich werden Qualitätsunterschiede bei ND-Filtern, denn hier zeigt sich eine hochwertige Fertigung vor allem durch eine neutrale Verdunklung. Weniger hochwertig gefertigte Filter neigen dazu, das Bild zu verfärben (meist bläulich oder grünlich), was eine weitere Justierung erforderlich macht und sich vor allem in den Hauttönen negativ auffällt.
Auch Vignettierung und Flares fallen bei günstigen Filtern aufgrund des dickeren Materials meist deutlicher aus.
Wie auch bei Objektiven gilt - je mehr Geld Fotograf*innen zu investieren bereit sind, desto sauberer werden die Fotos.
Sollten Fotograf*innen günstige Filter bei der Filterausrüstung vermeiden?
Alle diese Qualitätsunterschiede bedeuten keineswegs, dass günstige Filter automatisch schlecht sind. Vergleichbar ist dies mit vielen günstigen Objektiven. Natürlich werden teurere Optiken immer Vorteile bei Geschwindigkeit des Autofokus, Bedienkomfort, Service, Konstruktionsqualität oder auch dem Look besitzen, doch viele günstige Objektive sind längst zu validen Alternativen geworden. Wenn Fotograf*innen genau wissen, welche Extras sie nutzen möchten und welche nicht und ob sie Filter regelmäßig nutzen oder nur einmal testen möchten, können sie auch echte Schnäppchen landen. Auch Second Hand ist eine tolle Option, um günstige Filter zu erstehen.
Herausforderungen in der Filterfotografie - saubere Ergebnisse mit Filter
Wie jedes andere Feld der Fotografie bietet auch die Filterfotografie ihre ganz eigenen Herausforderungen. Diese sind vor allem technischer Natur und erfordern oft genau so technische Lösungen.
Dunkle Ecken vermeiden - Vignettierung
Vignettierung ist in bei vielen Fotos ein gewünschter Effekt, den einige Fotograf*innen sogar in Lightroom oder GIMP eigens einfügen, um ihren Bildern eine Abschattung zu den Rändern hin zu spendieren. Als kompositorisches Element kann eine Vignette den Fokus der Betrachtenden lenken. Doch Aufschraubfilter, vor allem NDs, können auch ungewünscht zu diesem Effekt führen. Worauf also müssen Fotograf*innen achten, um Vignetten mit Filtern zu vermeiden?
Das Risiko einer Vignette wird größer, je weitwinkliger die Optik ist. Eine Tele-Optik sieht einen viel geringeren Bereich des Filters und nur den Bereich im Zentrum. Dort sind die Filter optisch perfekt und der Rand um den Gewindering ist unsichtbar. Weitwinkelobjektive hingegen sehen auch zum Rand hin viel mehr, eine Vignettierung auch ohne Filter ist bei einer starken Weitwinkeloptik keineswegs ungewöhnlich.
Eine geschlossenere Blende (um f8) kann zudem dabei helfen, die Vignettierung zu reduzieren. Besonders leicht vignettieren Fotos, wenn mehrere Filter übereinander genutzt werden.
Auch die Sensorgröße ist entscheidend, denn Vollformatkameras neigen aufgrund ihres größeren Sensors, der mehr vom Objektiv abbildet, leichter zur Vignette.
Lässt sich die Vignette im Bild händisch gar nicht auflösen, so kann diese auch in Lightroom und Co. nachkorrigiert werden.
Wenn das Licht im Weg steht - Reflexionen und Flares
Flares und Reflexionen können sich schnell in den Filterelementen "verfangen", was beim Einsatz mehrerer gestackter Filter besonders auffällig ist, da Reflexionen sich dann doppeln können.
Eine Gegenlichtblende kann die Kamera vor seitlich einfallendem Streulicht schützen, kann jedoch zu zusätzlicher Vignettierung führen. Eine valide Option ist dies vor allem bei längeren Optiken.
Kleinere Lichtreflexe können sich deutlich im Glaselemente des Filters bzw. der Filter zeigen. Hier ist es dann notwendig, nicht direkt in verschiedene Lichter zu fotografieren, da diese einen Lens Flare ins Bild werfen.
Kleinere Flares lassen sich auch in der Nachbearbeitung durch das Heal oder Clone Tool entfernen, wenn sie sich beim Fotografieren gar nicht vermeiden lassen.
Dass diese Lichtreflexe bei gewissen Filtern besonders auffällig oder gar störend sind und gar nicht mehr als organischer Teil des Bildes wahrgenommen werden, lässt sich aus technischen Gründen nicht vermeiden.
Filter besitzen hier jedoch ganz unterschiedliche Eigenschaften und so kann es oft helfen, einen anderen Filter zu nutzen. Bei Fotos auf Lichtquellen sind besonders Mist-Filter optisch sehr attraktiv und dafür gemacht, ästhetische Ergebnisse bei direkt abgebildeten Lichtquellen zu liefern.
Temperaturunterschiede und beschlagene Filter
Brillenträger*innen wird dieses Phänomen bekannt vorkommen: gerade bei kalten Bedingungen beschlägt das Filterelement der Kamera. Der Grund hierfür findet sich im Temperaturunterschied zwischen Kamera und Filter, denn die Kamera läuft nach einer gewissen Betriebszeit warm. Wie ausgeprägt dieser Effekt ist, hängt von verschiedenen Bedingungen ab. Hierzu zählt die Außentemperatur wie auch die Betriebstemperatur der Kamera.
Ein einfaches Mikrofasertuch kann hier schnell Abhilfe schaffen, bei schwierigen Bedingungen zeigt sich dann aber auch, wie viel komfortabler Steckfilter im Vergleich zu Schraubfiltern sind. Denn beschlagene Filter jedes Mal abzuschrauben, zu reinigen und wieder aufzuschrauben, kann wertvolle Zeit und womöglich die perfekte Aufnahme kosten.
Die Bedeutung der Filterfotografie im Zeitalter digitaler Fotos
Im Zeitalter digitaler Bearbeitung scheint der Gedanke an Filterfotografie irgendwie altmodisch zu sein. Dabei nutzen Fotograf*innen natürlich auch heute noch Filter wie Pol- und ND-Filter, da diese das Bild auf eine Art und Weise beeinflussen, die sich auch mit einer 16-bit unkomprimierten RAW-Datei nicht nachstellen lässt.
Doch es gibt gute Gründe, auch Kunstfilter zu nutzen, deren Effekte sich (in der Theorie) auch in der Bildbearbeitung nachstellen lassen.
Fotografie auf analogem Film verlangte von Fotograf*innen ein anderes Skillset und diese Form der Fotografie erlebt gerade ein Revival - die bewusste Auseinandersetzung mit dem Bild und das "Einbacken" des Bildes in JPGs ist eine Art der Fotografie, die Fuji (und inzwischen auch Nikon) bewusst wieder in den Fokus des Fotografierens gerückt haben.
Der Einsatz von Filtern ist ebenfalls ein Teil dieser Entschleunigung der Fotografie, denn er verlangt das Treffen von bewussten, nicht rückgängig zu machenden Entscheidungen. Statt ein möglichst flexibles Bild aufzunehmen, das in alle Richtungen bearbeitet werden kann, wird schon während der Aufnahme eine klare Wahl getroffen.
Dies geht natürlich mit gewissen Grenzen einher, doch ist es auch Teil des fotografischen Prozesses des künstlerischen Wachstums.
Framing, Belichtungszeit und Blende sind hier ebenso künstlerische Tools wie auch der gekonnte Einsatz eines Filters. Ein Smoque Filter sorgt für milchige Schatten, ein Verlaufsfilter trennt Himmel und Erde und ein Pol-Filter erlaubt das Spiel mit Reflexionen im Wasser oder in Glas und Stahl. Alle ambitionierten Fotograf*innen sollten den Einsatz von Filtern unbedingt einmal ausprobieren und erleben, wie sehr sich ein Bild mit vergleichsweise einfachem Zubehör beeinflussen lässt. Und weil Filter so universell einsetzbar sind und bei guter Pflege problemlos die Jahrzehnte überdauern, lohnt sich die Investition allemal.
Vielleicht hilft so mancher Filter Fotograf*innen auch dabei, die Welt einmal mit ganz neuen Augen durch ihre Kamera zu sehen. Und das noch bevor Lightroom sich überhaupt geöffnet hat...