
Makrofotografie: die besten Tipps & Tricks für Nahaufnahmen
Ein Ausflug in die kleine Welt - Makrofotografie Ratgeber
Fotografie kann ein magisches Medium sein, mit dem Fotograf*innen ganz besondere Momente und Motive festhalten können. Dies ist vor allem dann zutreffend, wenn die Kamera eine Perspektive einnehmen kann, die dem menschlichen Auge sonst verborgen bleibt - wie etwa in der Makrofotografie. Die Makrofotografie ist ein Genre der Fotografie, das winzige Objekte aus nächster Nähe ganz groß herausbringt. So wird es Fotograf*innen möglich, spektakuläre Motive so festzuhalten, wie sonst ungesehen blieben. Eingesetzt wird die Makrofotografie nicht nur, wenn es um die Blumen und die Bienen geht, sondern auch in der Produktfotografie oder der wissenschaftlichen Fotografie. Für Fotograf*innen bietet der Nahblick die Chance, Fotos anzufertigen, die ebenso einzigartig wie ansprechend sind - doch die Makrofotografie hat auch ihre Herausforderungen. Dieser Ratgeber liefert technische Hintergründe, einen Überblick über die verschiedenen Felder der Makrofotografie, Tipps und Tricks und natürlich einen Guide zur benötigten Ausrüstung. So kommen selbst kleinste Motive ganz groß raus.
Einführung in die Makrofotografie - was bedeutet Makrofotografie eigentlich?
Neben der landläufigen Definition der Makrofotografie, kleine Objekte zu fotografieren, gibt es auch eine technische: Objekte werden auf dem Sensor (oder dem Filmstreifen) mindestens so groß abgebildet wie sie tatsächlich sind. Betrachtet man ein Motiv aus der Portrait- oder Streetfotografie, so wird schnell klar, dass dieses auf einem Sensor nicht in Originalgröße abgebildet werden kann. Ein Vollformatsensor misst 36x24 Millimeter, ein APS-C-Sensor (je nach Hersteller) etwa 23x15 Millimeter und selbst ein Mittelformatsensor in High-End-Kameras von Hasselblad "nur" 53,7x40,4 Millimeter. Menschen, Berge, Bäume, selbst Zimmerpflanzen und Haustiere müssen für die Abbildung also verkleinert werden, um ein Motiv in einem lesbaren Framing zu erhalten. In der technischen Definition der Makrofotografie beträgt die Abbildungsgröße von Objekt zu Größe auf der Sensorabbildung hier also 1:1, um auf dem Sensor so groß zu erscheinen wie in Wirklichkeit. Diese technische Definition wird im deutschsprachigen Raum ergänzt durch eine Industrienorm (DIN 19040), welche besagt, dass Makrofotografie einen Bereich von 1:10 bis 10:1 umfasst. Vergrößerungen auf dem Sensor, welche den Faktor 10:1 übersteigen, fallen dann in den Bereich der Mikrofotografie. Auf Makroobjektiven finden sich diese Verhältnisse für den Makromodus auch als nachlesbarer Messwert.
Eine weniger technische Definition der Makrofotografie - Tricks für Fotograf*innen
Während technische Definitionen zweifelsohne wichtig sind, liefern sie auch sehr rigide Trennlinien, die Fotograf*innen nicht unbedingt einhalten müssen. Essentiell sind solche Definitionen immer dann, wenn es um Verkaufslabels geht. Ist ein Objektiv also tatsächlich ein Makroobjektiv oder noch nicht? Sind Fotograf*innen spezialisiert auf Makro-Aufnahmen oder Extreme Close Ups und Details? Sprechen wir noch von Makrofotografie oder schon von Mikrofotografie? Allgemein umfasst die Makrofotografie also alles Kleine, das durch den Sensor der Kamera groß abgebildet wird. Im Zweifelsfall wird (außerhalb von Competitions) niemand die genauen Relationen zwischen Motiv und Abbildung nachmessen und so verschwimmen die Relationen in der Praxis oftmals. Das ist für Fotograf*innen zunächst einmal eine gute Nachricht, denn so können sie eventuell bereits mit der Ausrüstung, die sie besitzen, Übung sammeln. Entscheidend sind hier vor allem die richtigen Objektive und das müssen nicht immer Makrooptiken sein.
Objektive - Worauf kommt es bei Makrofotografie Ausrüstung an?
Der Schärfenbereich eines Objektives wird nicht nur durch die Blende festgelegt, sondern auch durch den Naheinstellbereich. In der Distanz (so zeigen Objektive mit Messzahlen dies auch an) beträgt die Einstellgrenze "bis unendlich". Das bedeutet, dass in der Ferne jegliche Objekte scharf dargestellt werden, vom Himalaya bis hin zum Mond - und das unabhängig von der Blende. In der Nahdistanz jedoch gibt es eine minimale Grenze, die nicht unterschritten werden darf. Selbst mit komplett geschlossener Blende kann ein Objektiv Motive, die dichter an der Kamera sind als die Naheinstellgrenze nicht scharf abbilden. Die Naheinstellgrenze misst dabei immer die Distanz zwischen dem Motiv und dem Sensor (bzw. dem Filmstreifen) und ist somit unabhängig von der Länge des Objektivs. Sehr wohl spielt aber die Brennweite des Objektives eine Rolle bei der Abbildung, da diese einen Vergrößerungsfaktor nutzt. Eine Naheinstellgrenze von 25 cm wird bei einer 50mm-Optik also wesentlich näher wirken als bei einem 24mm-Objektiv. Die meisten Kameras nutzen Markierungen für die genaue Lage des Sensors, so dass Fotograf*innen durchaus ein Maßband nutzen können wie in Zeiten der Fotografie auf Film. Zwar ist dieses Tool durch den Einsatz eines digitalen Suchers längst nicht mehr notwendig, um die genaue Schärfe zu messen, aber kann sehr nützlich sein, um schnell die perfekte Kameraposition zu finden. Nicht in allen Fällen also benötigen Fotograf*innen zwangsläufig spezielle Makrooptiken. Es lohnt sich, zunächst einmal einen Blick auf die bereits vorhandenen Objektive zu werfen und sich deren Naheinstellgrenze anzusehen. Vor allem, wenn es sich dabei um Tele-Optiken handelt, die Motive ohnehin näher an den Sensor holen. Die wirklich spektakulären Nahaufnahmen aus Magazinen wie GEO oder National Discovery lassen sich so zwar noch nicht ablichten, doch für erste Makrofotografie Übungen und den Einstieg sind diese Optiken dennoch bestens geeignet.
Die Relevanz der Makrofotografie: Mehr als nur eine Nische
Makrofotografie ist eine Herausforderung und alleine deswegen für viele Fotograf*innen interessant, doch abseits der schwierigen Ausgangslage ist die Makrofotografie auch aus anderen Gründen ein wichtiges Feld der Fotografie. In der Kunstgeschichte hat die Fotografie einen Platz eingenommen, der vormals der Malerei vorbehalten war: die realistische Abbildung. Maler*innen, die Öl und Leinwand genutzt haben, um fotorealistische Werke anzufertigen, hatten ab dem späten 19. Jahrhundert Konkurrenz durch die technische Abbildung der Fotografie. Natürlich wissen erfahrene Fotograf*innen, dass die Kunstform der Fotografie ihnen wesentlich mehr Freiheit lässt als das bloße Abbilden der Welt so wie wir sie wahrnehmen. Besonders klar wird dies aber in der Makrofotografie, da hier den Betrachtenden Motive in einer für sie sonst ungesehenen Form gezeigt werden. Menschen können weder Insekten noch Pflanzen oder Schräubchen so detailliert wahrnehmen und die wahre Größe der kleinen Welt bleibt ihnen so verborgen. Winzige Strukturen, atemberaubende Mechanik oder wahnwitzige Momente bringen selbst den Käfer plötzlich auf Augenhöhe. Die Makrofotografie kann das Unsichtbare sichtbar und das Gewöhnliche außergewöhnlich machen. Fotograf*innen haben so die Chance, auch ihre eigene Wahrnehmung gezielt zu schulen und die Sehgewohnheiten ihres Publikums herauszufordern. Natürlich stört die Wespe, wenn sie sich auf den Schinken beim Picknick setzt. Doch wenn sie mit ihren Mundwerkzeugen ein kleines Stück Fleisch aus der Scheibe heraus sägt, ist dies auch ein Einblick in die Erhabenheit und Größe der Natur, die dem Auge sonst vollends verborgen bleibt. Kommerziell finden sich ebenfalls viele Einsatzzwecke der Makrofotografie, so dass spezialisierte Fotograf*innen (vor allem mit eigenem Studio) gute Chancen haben, dass sich ihre Ausrüstung amortisiert. Ein Großteil der Alltagsgegenstände besteht aus winzig kleinen Verbindungen, unsichtbaren Nähten, dezent platzierten Schrauben und Kondensatoren. Wie präzise dies gefertigt ist und was Kund*innen beim Kauf tatsächlich erwartet, dies kann die Makrofotografie ans Tageslicht bringen. Diese Nähe kann etwas ganz Wundervolles sein und enthüllt vor allem eine atemberaubende Schönheit, die trotz ihrer geringen Größe einen prominenten Platz verdient.
Die passende Makrofotografie Ausrüstung - Kamera, Objektive, Stativ und Hilfsmittel
Als ein hoch spezialisiertes Feld der Fotografie benötigt die Makrofotografie auch spezialisierte Ausrüstung. Anders als bei leichter zugänglichen Disziplinen wie Portrait- oder Landschaftsfotografie ist es mit einer einfachen Kit-Lens alleine in den meisten Fällen nicht getan. Dieser Überblick verrät, in welche Ausrüstung sich die Investition lohnt und bei welchem Equipment gegebenenfalls auch einmal gespart werden darf.
Welche Kamera ist die richtige für Makrofotografie?
Die technische Definition der Makrofotografie mag es so erscheinen lassen, als ob Kameras mit einem großformatigen Sensor auch immer besser geeignet sind für Makrofotos. Dies mag auf dem Papier auch stimmen, doch gibt es unzählige Hilfsmittel, mit denen tolle Fotos von kleinsten Objekten selbst dann gelingen, wenn die verfügbare Kamera nur ein modernes Smartphone ist. Eine Kamera alleine stellt keine Einschränkung für die Makrofotografie dar, lediglich eine Herausforderung, die mit dem richtigen (und teilweise sehr günstigen) Equipment umgangen werden kann. Kameras mit Vollformatsensoren wie die Sony A7S-Serie haben ihre Vorzüge in den hohen ISO-Bereichen, welche den Einsatz von Licht verschlingenden Einsätzen ebenso erlauben wie das Schließen der Blende für mehr Schärfentiefe. Die von Natur aus weitere Schärfentiefe von APS-C-Sensoren gegenüber Vollformatkameras kann sogar ein Vorteil von günstigeren Einstiegsmodellen sein. Und Makrofotografie mit einer einfachen Digitalkamera oder Smartphone wird durch spezielle Lupenaufsätzen ebenso möglich. APS-C-Kameras bieten zudem den Vorzug, dass sie Brennweiten von Vollformatoptiken natürlich verlängern, ohne die Lichtempfindlichkeit zu reduzieren.
Das richtige Objektiv für die Makrofotografie finden
Wichtigster Faktor bei einem regulären Objektiv ist die Naheinstellgrenze. Je knapper diese ist, desto näher kann der Sensor an das gewünschte Motiv heranrücken. Da es sich bei den meisten Makrooptiken um Teleoptiken handelt, ist aber auch die Brennweite entscheidend. Für spezielle Objektive aus der Makrofotografie liegt diese typischerweise zwischen 50-200mm. Eine Faustregel für die perfekte Brennweite gibt es hier nicht. Weitwinkligere Makrooptiken können aus der Hand leichter genutzt werden und erlauben auch das Fotografieren mit längeren Verschlusszeiten (50mm etwa ab 1/100s), während längere Optiken kürzere Verschlusszeiten für wackelfreies Fotografieren aus der Hand fordern (bei 150mm etwa ab 1/300s). Im Belichtungsdreieck müsste nun also mit Blende und ISO kompensiert werden, wobei die Blende nicht beliebig weit geöffnet werden kann, ohne dass die Schärfe im Nahbereich aufweicht und nicht mehr das ganze Motiv knackig scharf ist. Auch der ISO-Wert kann nicht frei nach oben geschaltet werden, ohne unschönes Bildrauschen zu erzeugen. Natürlich sind die digitalen Werkzeuge in der Nachbearbeitung in den letzten Jahren besser geworden, um Bildrauschen zu entfernen, doch Fotos verlieren die knackige Schärfe, die gerade Makroaufnahmen so hyperrealistisch wirken lässt. Optiken können zudem adaptiert und angepasst werden, etwa durch aufschraubbare Diopter, welche wie eine Lupe vor dem Objektiv positioniert werden. Auch spezielle Einsätze (Extender oder Telekonverter) spielen mit der Nähe zum Motiv. Beide Varianten haben jedoch ihre Nachteile, weil die zusätzlichen Glaselemente Licht verschlingen, was das Belichtungsdreieck wiederum zu einer komplexeren Rechenaufgabe macht.
Spezielle Makroobjektive kaufen - lohnt sich die Investition?
Sollten Fotograf*innen also in spezielle Objektive für die Makrofotografie investieren? Das kommt natürlich immer aufs Budget an, in den meisten Fällen lohnt sich die Investition aber. Denn Optiken für die Makrofotografie, vor allem die besser geeigneten Festbrennweiten, sind keine reinen Makro-Optiken. Nur weil ein Objektiv eine sehr nahe Naheinstellgrenze und einen Makro-Modus besitzt, ist es für andere Fotos keineswegs unbrauchbar. Die Spezialisierung ist hier ein Bonus, kein Ausschlusskriterium. Ein 85mm-Objektiv für Makroaufnahmen wie das Canon RF 85mm 2.0 ist auch ohne in den Makrobereich zu schalten, eine exzellente Portraitoptik. Natürlich sind die langen Brennweiten von Teleobjektiven schon für sich genommen, sehr spezialisiert, aber für begeisterte Fotograf*innen, die die Makrofotografie zumindest einmal ausprobieren möchten, sollte die Investition es wert sein. Wesentlich teurer als Optiken ohne Makro-Features sind die speziellen Makroobjektive ebenfalls nicht. Makroobjektive geben neben Kennzahlen wie der Brennweite und Blende auch den Abbildungsmaßstab an, etwa 1:5 oder 1:2, was den Vergleich für Makrofotograf*innen deutlich erleichtert. Stärker spezialisiert und deswegen ausschließlich für die Makrofotografie geeignet sind hingegen die überlangen Schnorcheloptiken, die wie ein Schnabel auf der Kamera sitzen.
Schnorcheloptik - Weitwinkel für den Makrobereich
Eine Schnorcheloptik wie das Laowa 24mm 14.0 sticht sofort aus der Menge heraus. Wie eine gewöhnliche Optik sieht solch ein Objektiv sicher nicht aus und diese Art Linse ist speziell für den Makrobereich konstruiert. Das bedeutet, dass sie für Aufnahmen außerhalb des Makrobereiches nicht zum Einsatz kommen, denn dort können sie ihre volle Leistung nicht entfalten. Trotz der langen Optik handelt es sich bei diesen Objektiven um verlängerte Weitwinkeloptiken. Dies erlaubt Fotograf*innen nicht nur den Einsatz einer größeren Schärfentiefe, sondern öffnet auch den Blick zu allen Seiten des Bildes. Während eine Teleoptik den Blick stark fokussiert und komprimiert, kann ein solches Weitwinkelobjektiv auch die Umwelt des Motivs noch ins Bild bannen, ohne einen Tunnelblick zu erzeugen und den Raum zu komprimieren. Zudem sind solche Schnorcheloptiken speziell für Makroaufnahmen in der Natur konstruiert. Sie sind witterungsresistent und vertragen auch Tautropfen oder Wasserspritzer. Durch die Länge des Schnorchels kann zudem Abstand zum Motiv gehalten werden, was eine ruhigere Operation bei leicht verschreckbaren Insekten oder Vögeln erlaubt. Viele dieser Optiken besitzen zudem ein eingebautes Ringlicht direkt am Objektiv, was Schatten durch Kamera und Fotograf*in unterbindet und die kleine Welt ins rechte Licht rückt. Ein solches Objektiv erleichtert die richtige Makrofotografie Beleuchtung und erlaubt gleichzeitig Makroaufnahmen, die kompositorisch Einzigartiges ermöglichen.
Makrofotografie Techniken zum Fokussieren - ein Leben ohne AF
Zu den größten Makrofotografie Herausforderungen zählt sicherlich das fehlerfreie Fokussieren. Selbst bei spezialisierten Makrooptiken fällt dies schwer, das Adaptieren durch Zwischenringe macht das Fokussieren noch einmal schwerer. Und als wäre all dies nicht bereits fordernd genug, dürfen Fotograf*innen sich im Makrobereich auch nicht auf den Autofokus verlassen. Dieser ist für die meisten Motive an der Grenze des Naheinstellbereiches nicht mehr schnell und präzise genug, was manuelles Fokussieren erfordert. Dies lässt sich aber blendend üben und durch viel Fingerspitzengefühl und technische Hilfsmittel weiter optimieren. Zu den wichtigsten Hilfsmitteln gehört die digitale Vergrößerung der Bildschirmlupe. Hierdurch wird der auf dem Sensor eingefangene Bereich digital vergrößert, was eine präzisere Schärfennahme ermöglicht. Auch Techniken aus der Welt des Films können Fotograf*innen bei scharfen Makrofotos helfen.
Makrofotografie - Tricks aus dem Film für Fotos nutzen
Bei Filmen muss der Fokus mit dem Motiv wandern und während der ganzen Aufnahme auf dem Motiv bleiben. Ein moderner Autofokus (wie bei der Sony FX3A) kann dies leisten, aber klassisch kommen beim Film mehrere Techniken zum Einsatz, die entweder den Camera Operators oder den Kameraassistent*innen das scharfe Filmen ermöglichen. Typischerweise besitzen echte Filmobjektive (Cinema Lenses) keinen Autofokus. Ein Hilfsmittel hier ist das sogenannte Peaking, über das moderne Systemkameras ebenso verfügen wie Filmkameras. Peaking ist ein Bild-Overlay, bei dem durch farbige Linien angezeigt wird, was im Bild gerade scharf ist. Das ist in den meisten Fällen nicht hundertprozentig präzise, aber ein gutes Hilfsmittel, ehe die Bildschirmlupe genutzt wird. Auch ein separater (und größerer) Monitor kann helfen, um das Bild besser im Blick zu behalten. Angeschlossen über HDMI oder Mini-HDMI (je nach Kamera) erlaubt dies nicht nur einen sichereren Blick auf Bild und Schärfe, sondern ermöglicht auch dann mehr Komfort, wenn die Kamera ungünstig positioniert ist. Selbst ohne separaten Monitor ist dies bei den meisten modernen Systemkameras möglich, wenn das Smartphone via WLAN als Kontrollmonitor eingesetzt wird. Das Telefon (oder Tablet) kann dann auch gleich als Auslöser dienen. Ein weiterer Trick aus dem Film ist der Einsatz eines Followfocus-Systems, was jedoch eine größere Umstellung für die meisten Fotograf*innen sein dürfte. Ein Followfocus wird über 15mm-Rods am Objektiv eingesetzt, die Kamera muss hierfür auf einer speziellen Baseplate sitzen. Das Objektiv erhält über dem Schärfenring einen speziellen Adapterring, welcher zum Zahnrad des Followfocus passt. Weil das Schärfenrad des Followfocus eine größere Übersetzung hat als Fotooptiken kann der Fokus so wesentlich präziser bedient werden. Fotograf*innen mit einer echten Leidenschaft für die Makrofotografie könnten sich diese Makrofotografie Tipps aus Film und Fernsehen durchaus abschauen und ihre Fotos mit den richtigen Techniken noch komfortabler kombinieren und spektakulärer gestalten.
Wackelfrei in die Welt der Insekten und Produkte - Makrofotografie Tipps fürs Stativ
Lange Brennweiten und eine im besten Fall nicht ganz geöffnete Blende, dies erfordert entweder eine sehr ruhige Hand oder aber ein gutes Stativ. In vielen Fällen ist ein Stativ für die Makrofotografie nicht unbedingt erforderlich, doch es kann ungemein helfen. Fotograf*innen, die eine Biene beim Bestäuben erwischen möchten, können diese entweder durch ein Blumenbeet jagen oder aber ihr Stativ aufstellen und Geduld beweisen. Letzteres verspricht deutlich mehr Erfolg und bessere Bilder. Stative für die Makrofotografie müssen vor allem robust und flexibel sein. Auf das Gewicht des Stativs kommt es hierbei weniger an. Einmal arretiert, sollte das Stativ aber auch feststehen. Flexibilität für Stative bedeutet hier im Allgemeinen eine einfache Höhenverstellbarkeit und im Speziellen oftmals potentielle Bodennähe. Denn viele kleine Motive finden sich nicht auf Augenhöhe mit den Fotograf*innen, sondern kreuchen und fleuchen durchs Gras. Entsprechend niedrig sollte das gewünschte Stativ also kommen, entweder durch eine ausfahrbare Spinne oder aber durch ein entfernbares Einbein, welches auch kopfüber genutzt werden kann. Ein Videokopf für das Stativ ist unbedingt ein Muss, denn so lassen sich gleich mehrere Faktoren regulieren. Kleine Motive erfordern feine Justierungen und mit einem Videokopf lässt sich dies wesentlich besser gewährleisten als mit einem Ballhead. Durch den Teleskopgriff können auch kleinste Veränderungen besser durchgeführt werden und das Arretieren von Pan und Tilt kann sogar getrennt werden. Schwerere Stative mit einem Videokopf stellen zudem sicher, dass das Bild konsistent bleibt, was etwa bei der Produktfotografie im Makrobereich und beim Stacking eine Rolle spielt. So bleibt der Hintergrund exakt gleich, während die Tabletop-Spielfiguren eine nach der anderen abgelichtet werden. Dieses extra Maß an Präzision und Usability ist den Aufpreis eines Videokopfes in jedem Fall wert. Und wie bei Makrooptiken auch ist ein Videokopf ein Stativkopf, der auch problemlos für andere Bereiche der Fotografie genutzt werden kann. Ob nun fürs Filmen oder die Studiofotografie, ein hochwertiger Schwenkkopf ist eine Investition fürs Leben.
...und es ward Licht - Makrofotografie Beleuchtung mit dem Ringblitz
Fotografie ist mindestens so sehr eine Frage des Framings wie es eine Frage des richtigen Lichts ist. Licht kann über großflächige Dauerlichter gesetzt werden wie auch über große Studioblitzanlagen. Weil sich die Makrofotografie aber mit besonders kleinen Motiven beschäftigt, eignen sich auch besonders kleine Lichter gut, um diese flächig auszuleuchten. Ein solches System findet sich etwa im sogenannten Ringblitz. Der Ringblitz wird vor das Objektiv geschraubt und sorgt für einen rundum ausgeleuchteten Effekt auf dem Motiv, der durch den "Heiligenschein" aus Licht sämtliche Schatten flächig entfernt. Dies ist besonders dann praktisch, wenn Fotograf*innen nahe an oder sogar über dem Motiv positioniert sind und so selbst einen Schatten werfen. Der Einsatz eines Ringblitzes ermöglicht es zudem, in niedrigeren ISO-Bereichen zu arbeiten, niedrige Verschlusszeiten zu wählen und abzublenden. Die gleichmäßige Ausleuchtung erlaubt zudem sehr natürliche Fotos von Blumen oder Knospen, da auch große Lichtquellen wie die Sonne gleichmäßig ausleuchten. Auch in der Produktfotografie entspricht der Look ohne harte Schatten und Kanten den gängigen Schönheitsstandards und rückt Produkte in ein schmeichelhaftes Licht. Für einen künstlerischeren Look allerdings ist ein Ringblitz weniger geeignet, da die starke Entfernung aller Schatten Objekte weniger plastisch wirken lässt. Einige zusätzliche Dauerlichter eignen sich hier blendend, um Fill oder Spitze zu schaffen. Am besten funktioniert dies mit Lichtern, die sich bequem mit dem Smartphone (oder einer Fernbedienung) fernsteuern lassen. Solche Lichter gibt es inzwischen nicht nur mit flexibel justierbarer Intensität und Farbtemperatur, sondern dank LED-Technologie auch im gesamten RGB-Farbspektrum. Wenn das direkte Licht zu stark ist, sollten nahe stehende Wände oder Reflektoren angestrahlt werden, um das Licht etwas diffuser in die Komposition einzubinden. Speziell für die Produktfotografie im Makrobereich eignen sich auch Fotoboxen, welche durch weiße semitransparente Wände von außen angestrahlt werden. Hier werden nicht nur die Schatten entfernt, sondern auch der Hintergrund als flächig weiß freigestellt. Das resultierende Licht ist so besonders weich und schmeichelhaft. Weil die Motive aber so klein sind, können es auch die Lichtquellen sein. Selbst die Taschenlampe aus dem Smartphone kann oft genau den benötigten Schub an Licht erzeugen.
Zusätzliches Zubehör - Makrofotografie Tipps für die Kameratasche
Wirklich spezielles Zubehör für die Makrofotografie braucht es nicht, abseits der gängigen Tools, die sich ohnehin in jeder Kameratasche finden sollten. Anders als die Wildtierfotografie ist die Makrofotografie eine eher entspannte Angelegenheit, die viel Planung und langes Warten mit sich bringt. Statt geländegängiger Laufschuhe brauchen Makrofotograf*innen also eher eine Isomatte für die Knie und eine Thermoskanne für einen langen Nachmittag im Blumenfeld. Für das richtige Inszenieren des Motivs können dennoch einige Makrofotografie Tricks herangezogen werden, die Bilder trotzdem natürlich aussehen lassen. Eine kleine Sprühflasche mit Wasser kann Objekte etwa mit feinen Tröpfchen benetzen, das ist ideal, wenn der morgendliche Tau auf den Blüten ausblieb. Auch Haze gibt es inzwischen aus der Sprühflasche. Der feine Wasserdunst reflektiert Licht in den Tröpfchen und macht so Schatten etwas weicher. Das hilft dabei, den Kontrast zwischen Motiv und Hintergrund zu reduzieren und ein weicheres Bild mit einem weniger profilierten Look zu erzeugen. Auch Zahnstocher und Essstäbchen können in der Makrofotografie helfen, vor allem beim Ablichten von metallischen Objekten. Diese mit den Fingern neu zu positionieren kann unschöne Fingerabdrücke hinterlassen. Ein Holzstäbchen hingegen kann die Position auch im Millimeterbereich präzise korrigieren, ohne dass Schmutz oder Fett unschöne Flecken auf Silber und Co. hinterlassen.
Die richtigen Einstellungen für die Makrofotografie
Wie bei eigentlich allen Fotosessions lohnt sich auch in der Makrofotografie die Aufnahme in Kamera-RAWs. Dank immer größerer HDDs und immer günstigerer SSDs sollte es kein Problem sein, die Bilder in RAW aufzuzeichnen, um später in der Nachbearbeitung mehr Flexibilität zu haben und das meiste aus den Bildern machen zu können. Während RAW indes also zum Standard für nahezu alle Aufnahmeszenarien geworden ist, gibt es auch einige Einstellungen, die speziell für die Makrofotografie gewählt werden sollten. Essentiell ist hierbei natürlich das Belichtungsdreieck, da dieses die richtige Technik und den gewünschten kompositorischen Effekt verbindet.
Blende, Belichtung und ISO in der Makrofotografie - Techniken richtig meistern
ISO-Wert: Der ISO-Wert gibt bei Fotofilm die Lichtempfindlichkeit des Filmmaterials an und ist ein chemisch unveränderlicher Wert. Bei Digitalkameras sind Fotograf*innen es hingegen gewohnt, den ISO-Bereich relativ frei festzulegen und diesen auf den gewünschten Wert einzustellen. Was auf dem Papier so wirkt, als habe die Digitalfotografie den Einsatz von ISO revolutioniert, ist aber in der Praxis etwas schwieriger. Dass Fotos mit hohem ISO-Wert ein Bildrauschen entwickeln, wissen inzwischen auch Einsteiger*innen. Doch auch zu niedrig gewählte ISO-Werte sind nicht optimal, da die Kamera dann weniger Kontrastreichweite aufnimmt als sie eigentlich kann. Der ideale ISO-Wert ist also nicht immer der niedrigste Wert aus den Einstellungen, sondern der native ISO-Wert des Sensors. Dieser ist von Kamera zu Kamera unterschiedlich, aber eine Google-Suche gibt hier sofort Ausschluss. In der Makrofotografie ist es daher durchaus sinnvoll, den nativen statt des niedrigsten ISO-Wert zu nutzen, da so stärker abgeblendet werden kann. Kameras mit Dual Native ISO (wie die Sony A7S-Reihe - das S steht für Sensitivity) sind hier besonders interessant. Der höhere Basiswert 12.800 ist das Vierfache des niedrigen Basiswertes 800 und erlaubt entsprechend das Abblenden um vier Blenden. Makrofotografie Blendenwahl: Eine offene Blende lässt mehr Licht ins Bild und reduziert die Schärfentiefe. Was für Portraits ein gewünschter Look ist, ist für Makroaufnahmen vollkommen unnötig. Aufgrund der Nähe des Motivs ist die Schärfentiefe ohnehin extrem knapp, diese durch eine offene Blende noch zusätzlich zu verengen, erschwert nur das Fokussieren. Fotograf*innen sollten für die Makrofotografie die Blende eher schließen (f8 bis f11), um noch knackig scharfe Fotos zu erzeugen, die mehr als nur die Flügelspitze eines Marienkäfers im Fokus halten. Auch die Performance der meisten Optiken ist wesentlich besser, wenn die Blende nicht ganz geöffnet ist. Ist die Blende allerdings zu weit geschlossen, kann es wieder zu Beugungsunschärfe kommen und das Bild wird unschärfer. Zwar rückt dann ein größerer Bereich in den Schärfebereich, dieser wird aber nicht mehr so scharf wie bei Blendenwerten um die 8.0. Belichtungszeit: Der dritte Faktor des Belichtungsdreiecks ist die Belichtungszeit. Beim Fotografieren von statischen Objekten vom Stativ aus kann diese durchaus etwas höher gewählt werden. Wobei natürlich selbst winzige Einflüsse auf die Kamera - wie ein unbedachter Schritt neben dem Stativ - hier für Bewegungsunschärfe sorgen können. Gerade bei der Naturfotografie im Makrobereich lohnt es sich jedoch, die Belichtungszeit besonders knapp zu halten. So können Flügelschläge, Tröpfchen, Funken oder jegliche Art von Bewegung in der Zeit eingefroren werden. Dies verstärkt den hyperrealen Blick auf die Motive der Makrofotografie noch einmal und ergänzt die kompakte Größe der Motive durch einen knappen Zeitfaktor. Serienbildaufnahme: Wie bei der Naturfotografie im Großen auch, erfordert die Makrofotografie für die bestmöglichen Bilder ein Timing, das selbst der schnellste Finger am Verschluss einfach nicht gewährleisten kann. Unbelebte Objekte lassen sich problemlos mit ruhiger Hand als Einzelbilder festhalten, für alles, was sich bewegt, sollte es eher die Serienbildaufnahme sein. Je schneller und größer die SD-Karte, desto mehr Bilder lassen sich nacheinander auslösen. Neuere Kameras rechnen hier deutlich schneller, ehe der Buffer stockt und die Kamera pausieren muss. Natürlich entsteht so eine gehörige Datenmenge, die auch erst einmal durchgesehen werden muss. Auf der Jagd nach dem perfekten Foto ist dies aber durchaus ein zu verschmerzender Kompromiss.
Makrofotografie Einstellungen direkt in der Kamera
Die Bildstabilisierung in Objektiven und Kameras hat, wie auch der Autofokus, in den letzten Jahren einen extremen Sprung nach vorne gemacht. Der technische Fortschritt erlaubt es, mit den entsprechenden Objektiven auch bei eher schlechten Bedingungen noch wackelfreie Aufnahmen zu machen. Ist die Kamera allerdings auf dem Stativ arretiert, so kann die Bildstabilisierung dafür sorgen, das Bild künstlich zu verwackeln, weil eine nicht vorhandene Bewegung stabilisiert wird. Der Bildstabilisator sollte also unbedingt ausgeschaltet werden, sobald die Kamera auf dem Stativ ist. Ein nützliches Feature moderner Systemkameras und DSLRs ist hierfür das konfigurierbare Custom-Menü, dadurch lassen sich die am häufigsten genutzten Einstellungen gruppieren oder sogar auf konfigurierbare Knöpfe legen. Fotografiert werden sollte entweder im manuellen Modus oder aber im Modus Av oder Tv. Der manuelle Modus überlässt Fotograf*innen die größtmögliche gestalterische Freiheit, aber erhöht gleichzeitig die Verantwortung, auch wirklich alle Einstellungen händisch überblicken zu können. Tv priorisiert die Belichtungszeit und justiert die Blende nach, so kann die Verschlusszeit etwa auf den Flügelschlag einer Hummel eingestellt werden. Av hingegen priorisiert die Blende, wodurch sich die Schärfe sanfter über einen ganzen Ehering legen lässt.
Makrofotografie und Komposition - Kunst im Kleinen
Die gängigsten Kompositionsregeln wie der goldene Schnitt, die Zentralperspektive oder aber die Rule of Thirds lassen sich auch in der Makrofotografie anwenden, erfordern jedoch ein feines Händchen und viel Fingerspitzengefühl. Denn schließlich sind das Wählen des Bildausschnittes und das Positionieren des Motivs in der Makrofotografie zwei sehr kleinteilige Faktoren.
Komposition im Bild - Drittelregel und Co.
Die klassische Bildkomposition versucht, das Bild in stimmige Bereiche aufzuteilen und zu gewichten und gleichzeitig eine gewisse Spannung zu erzeugen. Der einfachste Weg, dies zu erreichen, ist die Rule of Thirds (die Drittelregel). Hierbei wird das Motiv nicht in der Bildmitte positioniert, sondern in der Linie zwischen erstem und zweitem horizontalen und vertikalen Drittel. Diese Regel ist in der Digitalfotografie vor allem deswegen so einfach zu beherrschen, weil sich Drittel als Overlay über das Display zuschalten lassen. Mit dieser Kompositionshilfe sehen Fotograf*innen auf den ersten Blick, wo sie ihre Motive in Szene setzen müssen. Nah verwandt ist die Komposition mit dem goldenen Schnitt, welcher ein Bild in zwei Teile aufteilt (61,8 Prozent und 38,2 Prozent). Das Verhältnis der kürzeren Strecke zur längeren Strecke entspricht dem Verhältnis der längeren Strecke zur Gesamtstrecke. In der Natur kommen solche Aufteilungen etwa in Blättern, Blüten, den Spiralen einer Muschel oder Artischocken vor. Es lohnt sich daher für Fotograf*innen in der Makrofotografie gleich doppelt, sich mit dem goldenen Schnitt vertraut zu machen, da dieser als kompositorisches Element den goldenen Schnitt einiger Motive ergänzen kann. Ist die Zentralperspektive damit gänzlich tabu? Keineswegs, denn gerade diese sakrale Kompositionstechnik kann viele Motive im richtigen Winkel überlebensgroß wirken lassen. In der Kunst ist die Zentralkomposition vor allem in Kirchen und auf religiösen Gemälden zu finden, da sie den Blick so stark lenkt. Es ist kein Zufall, dass Gebäude wie der Taj Mahal in der Zentralperspektive noch einmal majestätischer wirken. Dies gilt natürlich auch für die Gottesanbeterin oder den Spatz beim Naschen aus dem Vogelball. Die Zentralperspektive leiht selbst kleinsten Objekten einen Hauch sakraler Erhabenheit.
Komposition durch Farbe und Kontrast
Kontraste in Farbe oder Helligkeit machen ein Bild erst wirklich lesbar und helfen dabei, es kompositorisch auszubalancieren. Dabei muss der Kontrast nicht immer besonders hoch liegen, denn Bilder bieten in der Makrofotografie sowohl mit leuchtenden Kontrasten wie auch mit besonders flachen Kontrasten reichlich Potential. Ein Marienkäfer in seinem leuchtenden Rot auf einem satt grünen Grashalm lenkt natürlich sofort den Blick der Betrachtenden auch sich. Doch auch ein Nachtfalter, dessen natürliche Camouflageschwingen im Muster der Baumrinde versinken, kann als kompositorischer Kniff genutzt werden. Wichtig ist, dass der Kontrast zum Motiv passt und die Message des Bildes unterstützt. Fotograf*innen sollten sich also fragen, ob sie das Motiv künstlich vom Hintergrund abheben möchten, was mehr Kontrast erfordert, oder ob es im Hintergrund versickern soll, was niedrige Kontrastwerte nutzt. In der Regel werden Makrofotos eher in leuchtenden Farben und Kontrasten aufgenommen, um die unsichtbare Welt deutlicher sichtbar zu machen. Und wohl auch, weil gerade kleine Gegenstände doch immer auch eine Reminiszenz an Spielzeug und dessen leuchtende Farben sind.
Vom Frosch zum Vogel - Komposition durch Perspektive
Die Makrofotografie erzeugt Blickwinkel, die menschlichen Betrachtenden sonst verborgen bleiben und dies kann über die Wahl der Perspektive noch einmal verstärkt werden. Menschen sind es gewohnt, auf kleinste Objekte hinabzuschauen. Nur selten ist das menschliche Auge mit Spinne oder Käfer wirklich auf Augenhöhe. Auch die bestäubenden Hummeln auf den Balkonblumen nimmt das Auge eher aus der Draufsicht wahr. Ein Absenken dieses Winkels lässt die kleine Welt der Makrofotografie noch einmal majestätischer und überdimensionierter erscheinen. Für das Erzeugen dieser Perspektiven sind aber fein justierbare Stative und komfortable Isomatten oder Kniepads gefragt.
Komposition durch Schärfe und Unschärfe
Ein weiches Bokeh lässt sich in der Makrofotografie kaum vermeiden. Die Nähe zum Motiv sorgt für extrem knappe Schärfentiefe, was den Hintergrund malerisch verwischt, aber auch das Fokussieren erschwert. Selbst bei weiter geschlossenen Blenden lässt sich eine weite Schärfentiefe kaum als gestalterisches Element nutzbar machen. Stattdessen sollten Fotograf*innen lernen, das Bokeh richtig einzusetzen und interessante Hintergrundelemente in der Unschärfe zu verwischen. Blüten oder Lichtungen sorgen etwa auch im unscharfen Hintergrund noch für einige Zeichnung und Plastizität. Etwas Obacht ist angebracht, wenn kleinere Lichtquellen im Hintergrund zum leuchtenden Bokeh werden. Dann nämlich trennt sich bei Objektiven die Spreu vom Weizen. Objektive mit mehr Blendenelementen sorgen hier für weichere Kreise, die wesentlich angenehmer anzusehen sind als die Mehrecke günstigerer Optiken.
Die wichtigsten Makrofotografie Herausforderungen und Techniken
Jedes Genre der Fotografie erwartet Fotograf*innen mit seinen eigenen Herausforderungen, die es zu überwinden gilt. Spektakuläre Landschaftsaufnahmen brauchen Recherche und einen guten Instinkt fürs perfekte Licht, Hochzeitsfotos erfordern Planung und Handlungsschnelligkeit und Portraitfotos verlangen von Fotograf*innen einen sicheren Umgang mit den Models. Und so bringt auch die Makrofotografie Herausforderungen, die sich mit Übung und den passenden Makrofotografie Techniken meistern lassen.
Warten, Warten und nochmals Warten - Seelenruhe in der Makrofotografie
Geduld ist eine Tugend und um bei der Makrofotografie Fehler vermeiden zu lernen, gehört Geduld unbedingt ins Repertoire der Fotograf*innen. Das gilt natürlich vor allem in der Naturfotografie, bei der die Motive sich nicht hetzen lassen. Hier muss die Kamera oftmals auch optimistisch positioniert werden, in der vagen Hoffnung, dass ein Tierchen seinen Weg dorthin findet. Die richtige Blüte, einen Ameisenpfad oder einen interessanten Zweig auf dem Boden auszumachen und auf die Insektenwelt zu warten, das erfordert vor allem ein geduldiges Wesen und einen interessanten Podcast in den Kopfhörern. Motive aus der kleinen Tierwelt lassen eben häufig auf sich warten, was Fotograf*innen aber wiederum die Chance einräumt, die Komposition bereits im Vorfeld zu wählen und lediglich auf den richtigen Moment auszuharren, um die Kamera auszulösen. Hierbei kommt es auch darauf an, das Habitat und das Verhalten der Tiere genau zu kennen und sich ruhig zu verhalten bis der entscheidende Moment gekommen ist. Diese investierte Wartezeit ist aber eine gute Anlage, wenn als Belohnung Fotos warten, die eine sonst so winzige Welt plötzlich überlebensgroß wirken lassen. Selbst in der Produkt- und Objektfotografie sind auf Makroebene etwas Geduld und viel Fingerspitzengefühl gefragt. Wie auch beim Bemalen von Modellen oder der Feinmechanik kommt das ruhige Händchen nicht unbedingt für jede*n ganz natürlich. Doch die kleinen Justierungen am Bild, das filigrane Bewegen der Produkte und das diffizile Einstellen der Schärfe lassen sich üben.
Knackige Schärfe im Kleinen
Die Schärfe ist und bleibt in der Makrofotografie eine der größten Herausforderungen und fordert nicht nur ein solides Verständnis der dahinter liegenden Technik (siehe weiter oben), sondern auch viel Übung. Das Spiel zwischen richtiger Blende und Belichtungszeit erfordert ein ungeheures Maß Fingerspitzengefühl und auch Experimentierfreude. Makrofotografie im Studio stellt andere Herausforderungen als in der Natur. Neben den technischen Möglichkeiten in der Kamera selbst, kann auch sogenanntes Fokus-Stacking eingesetzt werden. Hierbei werden Fotos mit verschiedenen Schärfeebenen aufgenommen und dann am Computer kombiniert. Das Fokus-Stacking ist damit so etwas wie das Äquivalent zur HDR-Fotografie. Allerdings erfordert dies natürlich Fotos mit dem exakt gleichen Bildabschnitt, um wirklich überzeugende Ergebnisse zu erzielen, was wiederum ein robustes Stativ erfordert. Ändern sich die Lichtverhältnisse, wird das Zusammensetzen noch einmal arbeitsaufwendiger. Vom Stativ aus aufgenommen, kann die Funktion Photo Merge in Photoshop aber sehr schnell und zuverlässig Stacks zu einem Bild komponieren, so dass die Makrofotografie Bildbearbeitung mühelos gelingt. Prinzipiell ist Fokus-Stacking eine tolle Methode, um besonders raffinierte Makrofotografie Bilder zu erzeugen. Durch den Wegfall einer knappen Schärfentiefe entsteht so visuell der Eindruck, dass die fotografierte Welt größer ist. So spielen Fokus-Stacking und gekonnte Nachbearbeitung eine große Rolle beim Einsatz von Schärfe/Unschärfe als kompositorischem Element.
Viel Licht, viel Schatten
Erst Licht komponiert Bilder wirklich und verleiht ihnen eine plastische Tiefe. Und während der Einsatz von Reflektoren und Studioblitzanlagen im Großen recht gut funktioniert, ist das Zusammenspiel von Licht und Schatten in der Makrofotografie schon diffiziler. Vor allem beim Fotografieren mit Tageslicht haben Fotograf*innen die spannende Aufgabe, sich an das Motiv und die Verhältnisse anzupassen und gleichzeitig noch Motive mit Tiefenwirkung zu erzeugen. Kunstlicht ist vor allem in der Produktfotografie ein valides Werkzeug und das Lichtspiel kommt in Metallen besonders gut zur Geltung. Natürlich aber sollten Tiere, auch die kleinsten, nicht aufgeblitzt werden. Wie in anderen Bereichen der Naturfotografie auch, ist es also eine Frage der richtigen Positionierung und des Scoutings, die bestmöglichen Motive einzufangen - und auch mit gängigen Konventionen zu spielen. Ein Käfer am Grashalm im Gegenlicht der aufgehenden Sonne? Eine Blüte vor den Bokehs der hell erleuchteten Stadt? Ein Spinnennetz vor dem grellen LED-Licht der Bushaltestelle? Die Makrofotografie bietet viele kompositorische Möglichkeiten mit Licht und Schatten, die über das bloße Abknipsen kleiner Objekte weit hinaus gehen. Natürlich hilft auch hier die Aufnahme in Kamera-RAW, um mehr Kontrast einzufangen und in der Makrofotografie Bildbearbeitung mehr Möglichkeiten zu haben. Fotograf*innen sollten sich aber nicht davor scheuen, auch gewagte Experimente mit Licht und Schatten durchzuführen. Die Kunst kennt mehr Möglichkeiten als das technisch Richtige.
Kein Foto, wo kein Platz
Einer der Vorteile der Makrofotografie ist, dass Fotograf*innen oft das gequetschte Gefühl der Tokioer Metro erhalten, in der das Fotografieren bekanntlich streng verboten ist. Eine Vielzahl der interessantesten Motive der Makrofotografie macht es für Fotograf*innen erforderlich, sich nahezu beliebig zusammenzufalten und in die kleinste Ecke zu quetschen. Dass der menschliche Körper nicht beliebig flexibel ist, macht dies oft zu einem zweischneidigen Unterfangen, doch es gibt einige Makrofotografie Tricks, mit denen auch Fotos an unmöglichen Locations möglich werden. Hilfreich ist hier etwa eine Kamera mit voll ausklappbarem Display, das eine Aufnahme aus nahezu allen Blickwinkeln erlaubt und gleichzeitig einen Blick aufs Bild gewährt. Dadurch haben Fotograf*innen schon einmal den Luxus, nicht immer hinter der Kamera stehen zu müssen. Auch eine Fernsteuerung und -auslösung mit Monitor oder zur Kamera passender App kann das Leben sehr erleichtern. Ein Knopfdruck aufs Smartphone ist eben wesentlich einfacher als eine existentielle Turnübung
Glück lässt sich nicht immer forcieren
Neben der Ausrüstung, der Übung und natürlich der Geduld gibt es noch einen anderen Faktor in der Makrofotografie, den Fotograf*innen keineswegs unterschätzen sollten: das Glück. Viele der besten Makrofotos sind nicht alleine durch riesige Optiken, Jahre der Erfahrung und gekonnte Nachbearbeitung entstanden, sondern vor allem auch, weil die Fotograf*innen das nötige Glück hatten - zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Eine Biene im Moment der Landung knackig scharf erwischen, den Zungenschlag eines Chamäleons präzise abschätzen oder den Aufschlag eines Wassertropfens perfekt mitnehmen - all diese Kunststücke erfordern ein gewisses Maß an Fortune. Die lässt sich zu einem bestimmten Grad durch Geduld und Sitzfleisch auch forcieren, aber eben nicht vollständig. Wenn Fotograf*innen einfach einmal kein Glück haben, es regnet oder die kleine Welt nicht so richtig will, dann kann die Ausbeute einer Session auch eher mager sein. Das ist allerdings kein Grund, den Kopf hängen zu lassen. Die Jagd nach dem perfekten Bild in der Makrofotografie ist immer auch ein Vabanquespiel und die Natur ist nie zu hundert Prozent vorhersehbar. Gerade deswegen ist es für Makrofotograf*innen so wichtig, genug Übung an unbelebten Objekten zu sammeln, um dann im entscheidenden Moment bereit für den Geniestreich zu sein.
Makrofotografie Übungen - wie Fotograf*innen aus kleinen Übungen große Fotos machen
Farbenfrohe Blumen im botanischen Garten, exotische Insekten, eine Libelle im Sturzflug, ein Funken auf der Schmiede - all diese Motive lassen das Herz von Makrofotograf*innen höher schlagen. Allerdings fordert dies auch stets ein Maß an Commitment, das gar nicht immer notwendig ist. Denn kleine Gegenstände gibt es überall. Die Welt ist voll von ihnen. Wenn Fotograf*innen also einfach üben möchten und ihre Makrofotografie Komposition an Objekten testen wollen, dann bietet auch das eigene Zuhause eine Reihe an Objekten, die in der Vergrößerung auf dem Sensor völlig neues Leben erhalten. Vorsprung durch Technik - Seit Jahrzehnten wird Technik immer kleiner. Füllte der Zuse Z1 noch ganze Räume, passt eine moderne Smartwatch elegant ums Handgelenk. Lötungen, Transistoren und Halbleiter können in der Makrofotografie wie Straßenzüge wirken und bieten durch ihre Metalle ästhetische Reflexionen, wenn das Licht richtig gesetzt wird. Die Technik muss dafür natürlich nicht brandneu sein. Eine ältere Hauptplatine aus dem Laptop, der mit Kaffee auf Tuchfühlung ging, kann ein fantastisches Motiv sein. Oxidation und Rost liefern im Nahen beeindruckende Strukturen. Fehler im Fehlerlosen - Ein Kratzer im Glas, hartnäckiger Kalk auf den Chromarmaturen oder eine Verfärbung im Lack, all diese oberflächlichen Makel entfalten bei näherem Hinsehen einen ganz besonderen Charme. Kleine Portionen - Foodfotografie ist eine eigene Kunstdisziplin, die gekonntes Styling erfordert. Für Makrofotografie Übungen ist hier jedoch eine Sprühflasche mit Wasser bestens geeignet für den gewissen Frischeeffekt. Dann sehen Johannisbeeren oder Trauben aus wie magische Früchte aus dem Garten eines Riesen. Auch Kaffeebohnen oder Zimtstangen kommen in der Makrofotografie dem Auge der Betrachtenden so nahe, dass sie ihr Aroma fast durchs Bild entfalten. Makroobjektive mit höheren Vergrößerungsfaktoren sind auch ideal für kleinere Küchenhelfer wie Salzkristalle oder braunen Zucker. Selbst vermeintlich schnöde Eiswürfel oder Spülmittel in Wasser sind in der Makrofotografie eiskalte und blubbernde Models. Aus klein wird groß - Die Makrofotografie erlaubt es Fotograf*innen, einen völlig neuen Blickwinkel auf die Welt zu entwickeln und über diesen Blick die Welt zu neuem Leben zu erwecken. Jeder noch so gewöhnliche Alltagsgegenstand wirkt in der Vergrößerung doch irgendwie besonders. Fotograf*innen sollten sich also nicht scheuen, einfach ihre Schubladen zu durchwühlen und sich auf die Suche nach anscheinend normalen Gebrauchsgegenständen zu machen, die in Makrofotografie Übungen ein neues Leben erhalten. Taschenmesser, rostiger Nagel, LEGO-Figur, Schnittblumen, Chia-Samen - mit der richtigen Makrooptik werden alle Motive zu großer Kunst.
Die Makrofotografie in der Nachbearbeitung - Tipps für den Computer
Eine Bildbearbeitungssoftware ist für alle Fotograf*innen, unabhängig von Erfahrung und Ambitionen ein Muss. Es geht hier nicht nur um das Einlesen von Bildern und die Korrektur von Makeln, sondern auch um Zusammensetzung und ein zusätzliches Element in der Komposition. Denn natürliche Farb- und Helligkeitskontraste lassen sich in Photoshop, Pixelmator, GIMP, Aperture, Luminar Neo und Co. bestens verstärken, um so den gewünschten Effekt zu erzielen. Um dies auch wirklich gewährleisten zu können, sollten Fotos unbedingt als Kamera RAWs aufgenommen werden. Dadurch haben Fotograf*innen an Maus und Tastatur nicht nur die Möglichkeit, den Weißabgleich im Nachhinein festzulegen, sondern können auch Belichtung und Gamma viel präziser einstellen. Grund hierfür ist die höhere Bitrate, in der Bilder aufgenommen sind, was wesentlich sanftere Ergebnisse, ohne Bending zulässt. Doch was können Fotograf*innen sonst noch tun, um ihre kleinen Fotos zum Leuchten zu bringen? Rauschunterdrückung - Die Rauschunterdrückung fällt eindeutig in den Bereich der Bildkorrekturen, die manchmal notwendig werden, vor allem wenn in sehr hohen ISO-Bereichen gearbeitet wurde. Zwar ist es immer empfehlenswert, Bilder mit möglichst nativen oder zumindest geringen ISO-Werten aufzunehmen, doch ist dies in der Praxis nicht immer möglich. Vor allem, wenn die Bilder trotzdem unterbelichtet sind, kommt es zum unschönen digitalen Bildrauschen, das leider nicht an die analoge Filmkörnung heran kommt. Durch moderne AI-Tools ist die Rauschunterdrückung inzwischen auf einem Niveau, das sie in den meisten Szenarien wirklich nützlich macht. Unfehlbar ist die Technik aber auch nicht und Fotograf*innen erzielen durch korrekten Einsatz des Belichtungsdreiecks auch in Zeiten von Machine Learning immer noch die besten Ergebnisse. Fokus-Stacking - Fokus-Stacking kombiniert Bilder mit verschiedenen Schärfeebenen zu einem Bild, was eine höhere Schärfentiefe erzeugt als dies technisch während der Aufnahme oftmals möglich wäre. In der Bildbearbeitungssoftware ist dieses Zusammensetzen durch das Photo Merging kein Problem mehr. Je konsistenter die Einstellungen bei der Aufnahme waren, desto weniger Einsatz ist an Maus und Tastatur notwendig, um die Übergänge wirklich nahtlos zu gestalten. Die Farben der Natur - Bilder aus der Makrofotografie haben in der Regel einen eher gesättigten Look, der das Grün von Pflanzen und das leuchtende Chitin von Insekten wirklich zum Strahlen bringt. Diese Sättigung sollte das System der Kontraste bedienen, die im Bild aufgenommen wurden. Dazu gehören in der Makrofotografie sowohl die klassischen Komplementärkontraste (wie der Marienkäfer im Gras) wie auch analoge Farbharmonien zwischen verschiedenen Pflanzen und Hölzern oder harmonische Dreiklänge. Elegante Farbgebung findet sich bereits beim Betätigen des Auslösers im Bild und kann in der Nachbearbeitung noch verstärkt werden.
Wohin mit den großen Ideen und den kleinen Motiven?
Die Makrofotografie hat online eine große Fangemeinde, so dass Fotograf*innen schnell Foren finden, in denen sie sich mit Gleichgesinnten austauschen und Ratschläge zu ihren Bildern einholen können. Auch auf Plattformen wie Instagram machen Makrofotos natürlich Einiges her und stellen eine spannende Abwechslung zum sonst so eitlen Alltag auf Social Media dar. Allerdings sollten Fotograf*innen hier wissen, dass Instagram und Co. Gesichtern einen natürlichen Vorteil im Algorithmus bieten, also mehr Arbeit notwendig sein wird, um sich eine gewisse Reichweite aufzubauen. Hier kann es auch reizvoll sein, verschiedene Bilder aus der eigenen Makrofotografie zu einem Video zusammenzustellen und mit einfachen Methoden wie dem Ken-Burns-Effekt zu animieren. Video-Content auf Instagram und TikTok kann ebenfalls gut funktionieren, um eine kleine Community aufzubauen und die eigene Arbeit digital auszustellen. Richtig zur Geltung kommt die Makrofotografie auf dem Smartphone alleine aber nicht, sondern erst im größeren Format. Der eigentliche Clou der Makrofotografie, unsichtbare Details sichtbar zu machen, fällt erst auf, wenn die Motive wirklich überlebensgroß sind. Nicht umsonst bietet Apples MacOS so gerne Motive aus der Makrofotografie als Desktophintergründe an. Auch auf großformatigen Prints für die heimischen Wände kommen die Motive bestens zur Geltung und laden Betrachtende ein, in eine Welt abzutauchen, die für Menschen ansonsten unzugänglich ist.
Ein Spiel aus Licht und Schatten
Licht und Schatten formen im Zusammenspiel nicht nur plastische Tiefe, sondern können auch den Charakter eines Bildes maßgeblich beeinflussen. Während ein flächiges High-Key-Setup freundlich, einladend und sonnig wirkt, kann Low-Key-Lighting Bilder bedrohlich und schwer wirken lassen. Letzteres schafft bei Portraits echte Charaktergesichter, kann jedoch auch in der Makrofotografie eingesetzt werden, um mehr Dynamik zu schaffen und Bildern eine paranoide Erhabenheit zu verschaffen. Das ist natürlich umso spannender, weil der Einsatz von Schatten den Status des Betrachtungswinkels umkehrt. Wähnt der Mensch sich für gewöhnlich über den Ameisen unter dem eigenen Schuh und sieht Hornissen lediglich als brummende Quälgeister, können der gekonnte Einsatz zeichnender Schatten aus den kleinen Erdbewohnern echte Monster machen. Und was für bedrohliche Insekten funktioniert, kann auch für rankenden Efeu, rostige Friedhofszäune oder kaputtes Spielzeug gelingen. Die Makrofotografie bietet mit jedem Foto aufs Neue die Chance, die Sehgewohnheiten herauszufordern.
Reframing durch Generative Fill - gute Idee oder Betrug am Foto?
Die technischen Einstellungen an der Kamera richtig vorzunehmen, das Bild perfekt zu komponieren und gleichzeitig den Auslöser im perfekten Moment zu betätigen, das verlangt im entscheidenden Moment viel von Fotograf*innen, selbst den erfahrensten. Wenn im Bild alles stimmt und lediglich das Framing daneben ist, ist Cropping eines der beliebtesten Tools, um das Bild gerade zu rücken. Den Bildausschnitt zu verengen ist aber nicht immer die beste Wahl und indes auch nicht mehr die einzige Alternative. Mit Generative Fill bietet Photoshop ein AI-Tool, das fehlende Bildelemente durch KI-generierte Bilder ersetzen kann. Fotograf*innen können hier mit Prompts arbeiten und so etwa eine Blume durch eine andere ersetzen oder aber sie lassen Photoshop von alleine austarieren, was bei einem weiteren oder verschobenen Frame sonst noch so im Bild wäre. Das funktioniert nicht immer ohne (teils amüsante) Pannen, kann aber in einige Fällen erstaunlich gute Ergebnisse liefern. Inwiefern Fotograf*innen den Einsatz von AI in diesem Fall als ethisch betrachten, ob Machine Learning hier wesentlich verwerflicher ist als die Rauschunterdrückung oder das Klon-Tool, das lässt sich natürlich nur individuell beantworten. Aber Generative Fill ist ein vergleichsweise neues Werkzeug und Fotograf*innen sollten sich der technischen Möglichkeiten zumindest bewusst sein.
Experimente in der Bildbearbeitung
Bei allen Ideen, Inspirationen und Grundregeln der Bildbearbeitung sollten Fotograf*innen nicht vergessen, dass jede Kunstform auch Raum für Experimente lassen sollte. Und während dies vielleicht beim Aufnehmen eines Motivs nicht ganz so einfach möglich ist, bietet die Funktion "rückgängig" beliebig viele Möglichkeiten, mit Bildern zu experimentieren. Farbexperimente, verschiedene Looks und das Nutzen diverser Presets, all das ist am heimischen Computer entspannt mit einer Tasse Kaffee möglich und vielleicht kommt ja gerade durch den Einsatz von Layers und Blending Modes noch eine sprühende Idee, die die eigene Arbeit auf ein neues Niveau hebt. Die Makrofotografie ist gerade deswegen so spannend, weil sie so viele Motive und Möglichkeiten bietet. Warum sollten Fotograf*innen sich da künstlich selbst einschränken?
Fazit: Die große Welt der Makrofotografie - immer ein Experiment wert
In der Makrofotografie finden Fotograf*innen ein spannendes Feld, in dem sie sich frei austoben können und das zwar viel Geduld und Erfahrung erfordern kann, aber auch sehr zugänglich für Einsteiger*innen ist. Ausprobieren kann sich hier jede*r, denn bereits mit Aufsätzen und Zwischenringen wird jede Optik zum dedizierten Makroobjektiv. Und selbst im gewöhnlichen Haushalt finden sich so viele Dinge, die in der Vergrößerung einen vollkommen neuen Blick auf die Welt um uns herum offenbaren. Für ambitioniertere Makrofotograf*innen finden sich dann auch spezielle Optiken und besonderes Zubehör, mit dem die Abbildungen dann noch einmal größer, schärfer und besser werden. Vieles Zubehör für die Makrofotografie ist vor allem zum Einstieg optional. Wesentlich wichtiger ist es, einen lupenhaften Blick auf die Welt zu werfen und sich bei jedem noch so schnöden Objekt zu fragen, wie es wohl aus nächster Nähe aussähe. Die verborgene Welt der Käfer, Insekten, Frösche und Vögel wird durch die Makrofotografie ebenso sichtbar wie die spektakuläre Schönheit der Blüten und Knospen oder aber die kühle Ästhetik von Ringen und Platinen. So verbindet die Makrofotografie ästhetische und kompositorische Elemente mit dem natürlichen Spieltrieb und der Neugierde von Fotograf*innen, eine ungesehene Welt auf den eigenen Fotos zu bannen und den Betrachtenden zu zeigen, wie besonders Natur, Alltag oder Technik sein können. Wenn man nur genau genug hinschaut...